Wie soll der Makler bezahlt werden? Im Immobilienring wird laut über ein auf Honoraren basierendes Modell nachgedacht. Für den Verband der Immobilienwirtschaft hat das Thema derzeit keine Aktualität.

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Vor fünf Jahren wurde die Maklerprovision für Mieter per Verordnung auf maximal zwei Bruttomonatsmieten gesenkt. In der naturgemäß großen Aufregung unter Maklern sah man damals beim Immobilienring (IR), einem Zusammenschluss von aktuell 60 heimischen Maklerbüros, eine gute Gelegenheit, um eine Diskussion über alternative Provisionssysteme zu starten. Der damalige IR-Präsident Andreas Gressenbauer, Makler in Salzburg, schlug ganz allgemein die Einsetzung einer Arbeitsgruppe und selbst auch gleich ganz konkret ein Tarifsystem nach Vorbild der freien Berufe vor.

"Nichts bewegt"

"Leider hat sich bis heute dazu nichts bewegt", klagte Gressenbauer, nunmehr IR-Vizepräsident, diese Woche auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem Nachfolger im Amt des Präsidenten, dem Wiener Makler Georg Spiegelfeld. Innerhalb des Immobilienrings macht man sich gleichwohl aber weiterhin Gedanken über neue Provisionsmodelle. Und man blickt dabei unter anderem nach Deutschland: Im Nachbarland, wo seit kurzem das Bestellerprinzip gilt (der Auftraggeber bezahlt den Makler), werden Abgebern von manchen Maklern Pakete in verschiedenen Ausbaustufen angeboten, von "Basic" bis "Premium" – je teurer, desto mehr Service für den Kunden. Ein IR-Mitglied in Salzburg versuche das auch in Österreich bereits recht erfolgreich, berichtete Gressenbauer.

Generell sei es aber nach wie vor sehr schwierig, von Abgebern – "speziell in Ostösterreich" – Provision zu verlangen, sagte Spiegelfeld. Würde man nun das Bestellerprinzip auch in Österreich umsetzen, "dann würden viele Makler keine Mietwohnungen mehr vermitteln" – oder dies in Form von Massenbesichtigungen über die Bühne bringen. Auch vor einem großen "grauen Markt", auf dem fast nur noch Private ihre Mietwohnungen inserieren, "ohne das Fachwissen der Makler und deren Gewährleistung in Anspruch zu nehmen", warnt man im Immobilienring.

Wer dort Mitglied sein will, muss übrigens auch im Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) Mitglied sein – wo man derzeit allerdings wenig Handlungsbedarf in Sachen Provisionen sieht. "Um die Blockaden im Denken aufzubrechen", werden Vorstöße wie jener von Spiegelfeld und Gressenbauer zwar durchaus begrüßt, Änderungen seien aber derzeit "kein Thema", sagt ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel zum Standard.

"MLS" für Österreich?

Über etwas anderes bestätigt man aber auch im ÖVI "inoffizielle" Gespräche, nämlich über die mögliche Einführung eines Multiple-Listing-Systems nach nordamerikanischem Vorbild. Dabei handelt es sich um eine nur für Makler zugängliche Objektplattform, über die in den USA und in Kanada Makler ihre Objekte platzieren bzw. für ihre suchenden Kunden finden können.

Der Immobilienring experimentiere mit einer solchen Plattform innerhalb seines Intranets, sagte Gressenbauer. Derzeit sei das nur als Basis für Gemeinschaftsgeschäfte zwischen IR-Mitgliedern relevant, denkbar wäre aber eine Ausweitung und Verlinkung mit anderen Maklern beziehungsweise Maklernetzwerken.

Insider halten ein solches System in absehbarer Zeit in Österreich aber für kaum durchsetzbar – die Widerstände unter Maklern und anderen relevanten Playern, etwa Softwareanbietern, waren zumindest bisher zu groß. (Martin Putschögl, 24.10.2015)