Er hat auf hunderten Aufnahmen anderer mitgewirkt, doch unter eigenem Namen ist bloß ein reguläres Album von ihm erschienen: "Pot Luck". 1972 war das, und Spooner Oldham war einer der angesagtesten Tastenmänner des Musikgeschäfts. Mit Dan Penn verantwortete er etliche die Epoche definierende Meilensteine des Southern Soul. Er griff für Aretha Franklin in die Tasten, für Percy Sledge, Janis Joplin, Wilson Pickett und etliche andere. Dann ging er nach Los Angeles, wo immer dann sein Telefon klingelte, wenn Typen wie Neil Young oder Bob Dylan etwas Soul brauchten. Es läutet bis heute regelmäßig.

Auf "Pot Luck" setzte er sich selbst hinters Mikro und rückte sein Keyboardspiel in das Zentrum der Songs. Bei Erscheinen wurde das Album nicht einmal ignoriert, nun hat es Light in the Attic wieder aufgelegt. Die unaufgeregte Präzision und ein vom Gefühl definierter Minimalismus bestimmen die Songs. Oldham ist kein großer Sänger, doch was ihm an stimmlicher Tiefe fehlt, macht er an den Tasten wett.

Zurückgelehnt und intim

So entstand ein zurückgelehntes Album, das mit seiner intimen Produktion und punktgenauen Gefühlstupfern überzeugt. Titel, die seine Finger veredelten, wie Franklins "I Never Loved A Man" und Sledges "When A Man Loves A Woman" oder das Gospel "Will The Circle Be Unbroken" wollte damals niemand von ihm hören. Als erlesene Fußnote im Katalog des Southern Soul findet "Pot Luck" allemal Eingang. Der Mann ist ein verdammtes Genie. (flu, 23.10.2015)