Das Geschäft mit Informations- und Telekommunikationstechnik läuft dem deutschen Branchenverband Bitkom zufolge besser als veranschlagt. Der gesamte ITK-Umsatz lege im laufenden Jahr um 1,9 Prozent auf 156 Mrd. Euro zu, sagte Verbandsgeschäftsführer Bernhard Rohleder am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.

"Es geht stärker bergauf als wir im Frühjahr erwartet haben, als wir noch von einem Plus von 1,5 Prozent ausgegangen sind." Vor allem in der klassischen Informationstechnik wurde mit Dienstleistungen, Software und Rechnern zuletzt deutlich mehr umgesetzt. Das Telekommunikationssegment hält sich dank der starken Smartphone-Nachfrage knapp im Plus, während die Geschäfte mit Unterhaltungselektronik weiter rückläufig sind. Im laufenden Jahr werde der Umsatz mit Fernsehern & Co erstmals seit Jahren unter zehn Milliarden Euro rutschen.

Ein gutes Zeichen für die Gesamtkonjunktur

Für das kommende Jahr veranschlagt der Verband ein Branchenwachstum von 1,5 Prozent. "Das ist ein gutes Signal und ich hoffe auch ein gutes Zeichen für die Gesamtkonjunktur", sagte Rohleder. An das Wachstum des Vorjahres werde 2016 wohl wegen einer Sättigung und Schrumpfung im Smartphone-Geschäft nicht herankommen. Zudem drohe ein "VW-Effekt", sagte Rohleder. Durch den Sparkurs des Autokonzerns drohe nicht nur den unmittelbaren Dienstleistern ein Dämpfer durch gedrosselte Investitionen in IT-Services der Wolfsburger. "Das setzt sich kaskadisch fort, bis hinein in die IT-Investitionen von Kommunen", wo die Autobauer ein wichtiger Standortfaktor seien.

Im laufenden Jahr werde die ITK-Branche in Deutschland erstmals mehr als eine Million Menschen beschäftigen, sagte Rohleder. Der Fachkräftemangel sei dennoch ungebrochen, rund 43.000 Stellen blieben deshalb dauerhaft unbesetzt. Der heimischen Wirtschaft gingen deshalb Geschäfte im Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro durch die Lappen. Der Bitkom forderte, die Bildungsinhalte vor allem an den Hochschulen zu modernisieren. Die Flüchtlingswelle helfe dem Wirtschaftszweig nicht. Lediglich vereinzelt kämen IT-Fachleute aus den Krisenregionen der Welt nach Deutschland. "Wir werden mit den Flüchtlingen das strukturelle Problem nicht lösen können", sagte Rohleder. (APA, 22.10. 2015)