Golf gilt als "Golden-Age-Sport", schließlich ist nach der Pension rund um die Uhr Freizeit.

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Tauben füttern im Park war gestern, künftig werden konsumfreudige Pensionisten in der Wirtschaft und an den Börsen kräftig umrühren. Nie zuvor ist eine so gesunde, so vermögende und noch dazu geburtenstarke Generation knapp vor der Pension gestanden. Ein paar Zahlen dazu: In den USA, wo sich 70 Prozent des verfügbaren Einkommens in Händen der Generation 50 plus befinden, werden bis 2020 täglich rund 10.000 Babyboomer das Rentenalter erreichen. Im Jahr 2050 soll die Kaufkraft der insgesamt zwei Milliarden über 60-Jährigen weltweit an die 15 Billionen US-Dollar betragen.

"Wir sind der Auffassung, dass Unternehmen, die sich an diese Altersschicht richten, schneller wachsen sollten als der breite Markt", folgert Meret Gaugler vom Fondsanbieter Lombard Odier Investment Managers. "Diese Leute wachsen zahlenmäßig, haben viel Geld und sind so aufgewachsen, dass sie das Geld auch ausgeben." Entscheidend ist dabei natürlich, wofür. An oberster Stelle steht das Gesundheitswesen, wenngleich es gerade in diesem Bereich "keineswegs einfach" ist, wie Gaugler meint.

Ungesunde Staatsfinanzen

Im Bereich Gesundheit werden viele Leistungen letzten Endes aus staatlichen Kassen bezahlt, deren schwindende Finanzkraft, wie die Fondsmanagerin erwartet, die Entwicklung bremsen werde. "Es sollte dort investiert werden, wo die Kosten aus der eigenen Tasche bezahlt werden", empfiehlt Gaugler und führt als Beispiele etwa Hörgeräte sowie Altersheime in den USA an. Zusätzlich bieten sich Unternehmen an, deren Produkte oder Dienstleistungen die Kosten im Bereich Healthcare reduzieren.

Neben der Gesundheit sind Verbrauchsgüter und Finanzen die größten Bereiche, die von der Pensionierungswelle der Babyboomer profitieren sollten. "Bei Konsumgütern zieht sich das durch alle Bereiche", sagt Gaugler. Etwa bei Daimler betrage das Durchschnittsalter der Neuwagenkäufer bereits 62 Jahre. Bei der ehemaligen Böse-Buben-Marke Harley-Davidson habe der durchschnittliche Käufer auch bereits mehr als 50 Jahre auf dem Buckel. Dazu führt die Fondsmanagerin noch Luxusgüter, Uhren, Brillen oder auch Kosmetika als weitere Beispiele an.

Auch der Bereich Reise und Freizeit hat für Gaugler einen hohen Stellenwert: "Denn nach der Pension ist immer Freizeit." Auf der Rechnung hat sie etwa Anbieter von Kreuzfahrten. "Das ist nach wie vor hauptsächlich ein Pensionistenthema." Ähnliches gilt für Anbieter von Safarireisen, die ebenfalls von der Konsumfreudigkeit im fortgeschrittenen Alter profitieren sollten. Oder auch Golf, sollte man meinen. "Golf ist zwar der absolute Golden-Age-Sport, war aber von den Zahlen her zuletzt rückläufig", schränkt die Fondsmanagerin ein. In diesem Bereich setzt sie etwa auf Golfressorts, die sich besonders auf Senioren spezialisiert haben.

Marktanteile zugewinnen

Der Finanzbereich gilt gleichfalls als einer der Profiteure des demografischen Wandels, beispielsweise in der Vermögensverwaltung: "Der Großteil des verwalteten Vermögens kommt von älteren Leuten", hebt Gaugler hervor. Demnach gibt es auch Finanzdienstleister, die sich ganz auf diese Kundenschicht spezialisiert haben. "Deren Wachstum wird daher kommen, dass sie Marktanteile von anderen gewinnen." Auch manche Immobilienfonds hat die Fondsmanagerin auf der Rechnung, solange "die Immobilien zu Golden Age passen, also Krankenhäuser und Altersheime".

Gaugler rät, bei Investments in diesen Megatrend darauf zu achten, dass Unternehmen ihre Umsätze zu mindestens 50 Prozent mit Golden Age erzielen. Um diese auszumachen, sollten sich Anleger folgende Frage stellen: "Wohin geht die Welt, wenn wir alle älter werden?" (Alexander Hahn, 24.10.2015)