"Winnetou in der Wachau" bei "Willkommen Österreich".

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"Willkommen Österreich" dreht man bestimmt nicht wegen der Gäste auf. Selbst Moderator Christoph Grissemann gibt zu, schon sehr enge Hosen tragen zu müssen, damit er im Gespräch mit der versammelten Semiprominenz nicht einschläft.

Das überzeugendste Argument, die Sendung reuelos zu genießen, heißt in diesen Wochen und Monaten "Winnetou in der Wachau". Die Sonne glüht über Dürnstein, der Häuptling der Apachen (Dirk Stermann) blickt über die Rebhänge der Marke Federspiel. Manitou meint es gut mit dem berühmtesten Kryptochristen der Jugendliteratur ("Mein Bruder Charly, ich bin ein Christ!").

Winnetou ist, man weiß nicht wie, Migrant geworden. Er geht der reschen Wirtin, dem Mariandl (Grissemann) mit den entzückenden Bartschatten, selbstlos zur Hand. Das Mariandl steckt im kleidsamen Dirndl wie ein wonniger Pfropfen. Noch steht die Rothaut mit den abendländischen Tischsitten auf Kriegsfuß. Achtelgläser schleckt der drollige Wilde ab, bevor er sie achtsam trockenreibt. Macht nichts, Mariandls Kehle entfleuchen trotzdem übermütige Jodler. Vielleicht wirtschaftet die Wirtin in die eigene Tasche und schielt auf einen Bettschatz?

Von wegen. Winnetou hat sich bloß hochgedient. Er will etwas erreichen im Leben und arbeitet jetzt in der Patisserie. Marillenknödel heißen bei ihm "Apachen-Hoden". Für alle Feinspitze gibt es "Des Häuptlings Marterpfahl" oder leckere "Topfen-Squaw-latschen". Und wenn die Harmonie unwirklich zu werden droht, dann biegt der ganz gewöhnliche deutsche Tourist um die Ecke und erfragt den Weg zum "Scheißhaus".

Jede Woche vier Minuten "Winnetou". Willkommen im besten Humor-Reservat des ORF. (Ronald Pohl, 21.10.2015)