Brazzaville – Bei Protesten der Opposition in der Republik Kongo sind am Dienstag mindestens vier Demonstrationen getötet worden. Zehn weitere Menschen, darunter auch drei Sicherheitskräfte, wurden bei gewaltsamen Zusammenstößen verletzt, wie Innenminister Raymond Mboulou am Abend im Staatsfernsehen bekanntgab. Es handle sich um eine "provisorische Bilanz" dieses "organisierten und koordinierten Aufstands", fügte er hinzu.

Bei den Demonstrationen in der Hauptstadt Brazzaville und in der Wirtschaftsmetropole Pointe-Noire hatten die Regierungsgegner gegen eine geplante Verfassungsänderung protestiert, die dem langjährigen Präsidenten Denis Sassou Nguesso eine dritte Amtszeit ermöglichen soll. Der Staatschef ist 72 Jahre alt. Die Verfassung sieht eigentlich vor, dass niemand, der älter als 70 Jahre ist, Staatschef werden kann. Außerdem sind nur zwei Amtszeiten erlaubt. Diese beiden Vorschriften sollen nun nach dem Willen der Regierung per Referendum gekippt werden. Die Abstimmung ist für Sonntag geplant.

Demonstrationen untersagt

Die Behörden hatten die Proteste gegen die Verfassungsänderung verboten. Das Büro des Präsidenten forderte alle Menschen auf, "wie gewohnt" zur Arbeit zu gehen. Trotzdem blieben die meisten Schulen, Büros und Geschäfte in Brazzaville geschlossen. An den Protesten beteiligten sich vor allem junge Demonstranten, die auch Autoreifen anzündeten. Die Polizei eröffnete mehrfach das Feuer auf die Demonstranten.

In Brazzaville und Pointe-Noire war kurz vor den Demonstrationen die Kommunikation weitgehend zusammengebrochen. Mobile Internetdienste waren blockiert, das Verschicken von SMS war nicht möglich und auch das Signal des französischen Radiosenders RFI war nicht mehr zu empfangen. Ein AFP-Korrespondent hatte zudem von einem ungewöhnlich großen Sicherheitsaufgebot in den von der Opposition dominierten Vierteln im Süden von Brazzaville berichtet. (APA, 21.10.2015)