Nickelsdorf – Zum ersten Mal seit Wochen sind im burgenländischen Nickelsdorf am Sonntag keine neuen Flüchtlinge eingetroffen, das Areal ist komplett leer, der Großteil der Helfer ist abgezogen. Am Samstag haben nach Polizeiangaben allerdings noch einmal 4.155 Menschen aus Ungarn kommend die Grenze überquert.

Freitag um Mitternacht hatte Ungarn auch seine Schengengrenze zu Kroatien abgeriegelt und an der ungarisch-slowenischen Grenze Kontrollen eingeführt, ab Samstag kamen de facto keine Flüchtlinge mehr ins Land. Dies wirkte sich mit einem Tag Verzögerung am Sonntag auch auf die Ankünfte in Nickelsdorf aus. "Es ist sehr ruhig, um nicht zu sagen, es ist nichts los", sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland auf Anfrage zur APA. Auch freiwillige Helfer berichteten auf Facebook, es kämen keine weiteren Züge mit Flüchtlingen mehr durch Ungarn, die Helfer seien bis auf Weiteres aus Nickelsdorf abgezogen.

Vorerst kein Zeltabbau

Die Zelte in Nickelsdorf bleiben allerdings vorerst stehen, hieß es vonseiten der Polizei: "Ein Abbau der Zelte ist noch kein Thema", meinte der Sprecher. Schon einmal hatte sich die Situation entspannt und die Flüchtlinge neue Routen gesucht. Die Verschnaufpause für Einsatzkräfte und Freiwillige hielt damals allerdings nicht lange.

In sozialen Netzwerken kursierten indes Fotos und Meldungen über einen Protest der Identitären Bewegung in Nickelsdorf in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Die Bundesstraße B10 soll deshalb zum Teil gesperrt gewesen sein. Auch die nationalistische Gruppe selbst rief auf ihrer Facebook-Seite zur Teilnahme an einem "Protestcamp" am Grenzübergang auf. Nach eigenen Angaben zwangen die Identitären "viele Busse und Taxis" mit Flüchtlingen zum Umkehren. Die Polizei konnte dazu keine Angaben machen.

1.000 Flüchtlinge in Spielfeld registriert

Am slowenisch-steirischen Grenzübergang Spielfeld sind am Samstag sowie in der Nacht auf Sonntag insgesamt rund 1.000 Flüchtlinge einer Grenzkontrolle unterzogen und registriert worden. Das teilte die Landespolizeidirektion Steiermark am Sonntag in der Früh mit. Die Lage am Grenzübergang Bad Radkersburg war demnach ruhig.

Im Verlauf des Abends und der Nacht sowie in den frühen Morgenstunden trafen rund 500 Flüchtlinge in Spielfeld ein und wurden einer Grenzkontrolle sowie der anschließenden Registrierung und Versorgung unterzogen. Ein Großteil der Flüchtlinge wurde mit Bussen nach Graz in die Notunterkunft Webling bzw. nach Klagenfurt (rund 150 Personen) gebracht.

Weiterer Zustrom erwartet

Eine geringe Anzahl von Personen befand sich am Sonntag in der Früh noch in Spielfeld. Diese können sich in einem beheizten Zelt ausruhen und werden im Verlauf des Sonntags weiterreisen. Ein zentrales Transportmanagement in Wien bestimmt die weitere Vorgangsweise und die Ziele, zu denen die Personen aus den Notunterkünften weitergebracht werden.

Zwei erwartete Sonderzüge mit Flüchtlingen sind unterdessen nicht eingetroffen. Über deren Verbleib gab es laut Polizei keine Informationen. Die Polizei rechnet damit, dass der Zustrom an Flüchtlingen in Spielfeld weiterhin andauern wird. Auch wird mit der Ankunft von Flüchtlingen an der Grenze in Bad Radkersburg gerechnet. (APA, 18.10.2015)