Eines hat die "Kronen Zeitung" so manchen Verlagen voraus: Sie pflegt ihre Autoren. Und wenn sie sich einmal in einen vernarrt hat, dann kennt sie kein Halten. Da ist es nicht getan mit einem Cover-Foto und einer gemeinsamen Präsentation des – anders kann es nicht sein – Meisterwerks. Das Blatt stellt Autoren sogar eine Geistschreiberin zur Verfügung, die auch nach Inhalation der Emanationen des Autors nicht ruht, sondern dann, wenn das Werk innerhalb einer Woche die Bestseller-Listen anführt, schonungslos seine Entstehungsgeschichte preisgibt.

Der Frühling 2015 wird mir ewig als Lauda-Frühling in Erinnerung bleiben, gab Conny Bischofberger Sonntag in der "Krone" ihre Seelenlage zur der Zeit preis, als es galt, mit Niki Lauda das Werk Reden wir über Geld zusammenzuschustern. Der ewige Lauda-Frühling begann an einem Mittwochmorgen im April. Ich traf Niki Lauda im Wiener Café Imperial, um unser Buchprojekt zu besprechen. Und wie kann es anders sein – sein rotes Kapperl leuchtete schon von weitem, er ließ sich gerade den letzten Gang seines Frühstücks – gerissener Apfel mit Joghurt – servieren. Kein Wort über die vorherigen Gänge, ein Foto verrät allerdings, dass ein weiches Ei und ein Schnittlauchbrot darunter gewesen waren. Es war 7.50 Uhr.

Jetzt muss man wissen: Der Autor ist der zeitökonomischste, präziseste und unkomplizierteste Interviewpartner, den ich in mehr als dreißig Jahren meiner Tätigkeit als Journalistin kennengelernt habe – und einer der ganz wenigen, mit dem ich per Du bin. Das macht das Schreiben nicht leichter.Seine knappe Sprache ist für eine Autorin eine echte Herausforderung – auch für den "Krone"-Leser, der sich an dieser Stelle vielleicht fragt, ob das Buch nun einen Autor oder eine Autorin hat. Vor allem wenn es um Emotionen geht, antwortet er gerne mit "Null!". Null Kränkung, null Wehmut, null Schmerz. Sein meistverwendetes Eigenschaftswort ist "logisch", sein liebster Satz ist "Langer Rede kurzer Sinn". Eine Fülle des Ausdrucks, um die ihn viele Autoren beneiden dürften.

So gab Niki Lauda das Tempo für dieses Buch vor, und es wurde ein ziemlich intensiver Frühling, ein Lauda-Frühling eben. Ich habe in diesen Monaten das Café Imperial mit seinen rot gepolsterten Bänken, den frischen Rosen auf dem Tisch, den Spiegeln, in denen das Licht der Kristallluster glitzert, lieb gewonnen. An acht Mittwochen durfte ich am ersten Tisch links im hintersten Zimmer frühmorgens den Menschen Lauda aus nächster Nähe studieren.

Bei diesem Studium konnte nichts anderes herauskommen als ein Meisterwerk des kritischen Journalismus. Wie anders: Auf Amazon war "Reden wir über Geld" nach einem Tag bereits auf Platz 1 der Kategorie "Rechtsratgeber" und auf Platz 5 der Kategorie "Börse und Geld".

Das war aber noch gar nichts gegen den anderen Erfolgsautor des Blattes, den am selben Tag zu preisen sich der "Krone"-Chefredakteur Dr. Christoph Dichand und Dr. Vera Russwurm mit demselben ablichten ließen. Das Foto war alt, aber offenbar muss zur Garnierung eines "Krone"-Autors immer eine Frau mit auftreten. Der "Krone"-Kolumnist, der schon wieder die Bestseller-Liste anführt, ist der beständige Verbreiter freiheitlicher Propaganda in der Sonntagsausgabe.

Regierende kontrollieren und manipulieren Menschen am einfachsten, indem sie ihnen Angst machen.Ganz besonders gilt das für Regierende auf dem Boulevard. Es gehört schon einiges an Zivilcourage sowie scharfer Verstand dazu, die Systeme der Macht so treffend zu analysieren, wie dies Dr. Tassilo Wallentin Woche für Woche in der "Krone bunt" gelingt. Der scharfe Verstand sei ihm geschenkt, aber wahre Zivilcourage wäre es, in der "Krone" die Systeme der Medienmacht treffend zu analysieren, wovor er sich bisher jedenfalls sorgsam gehütet hat – scharfer Verstand!

Daher: Sein aktuelles Werk "Offen gesagt 2" führt bereits die österreichische Bestseller-Liste der Sachbücher an und liest sich genauso spannend wie seine Kolumnen, um deren Aufwärmung es sich handelt. Wenn die "Krone"-Autoren einander auf den Bestsellerlisten nur nicht in die Quere kommen.

Dagegen war die Erklärung der Weltgeschichte, des Flüchtlingsstroms und des Wilden Westens aus dem Testosteron durch die Nahost-Expertin Dr. Karin Kneissl erhellend, auch wenn es verwegen und unredlich wäre, viel von dem, was als Krieg und auch Emigration passiert, auf eine hormonelle Explosion zu reduzieren. Auch wieder wahr. (Günter Traxler, 17.10.2015)