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Flüchtlinge in Salzburg.

Foto: AP Photo/Matthias Schrader

Linz – "Es braucht stärkere Spielregeln für Zuwanderer", "Kleinkinder haben nichts in einer Krippe verloren" und "Das aktuelle Wirtschaftssystem funktioniert nicht mehr" – über diese Meinungen fährt in Österreich die sprichwörtliche Eisenbahn drüber. Die EU, der Klimawandel und das Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Partner polarisieren hingegen stark, wie das Linzer IMAS-Institut herausgefunden hat.

Die Meinungsforscher haben verschiedene gesellschaftspolitische Bruchlinien unter die Lupe genommen – von der Migration über familienpolitische und EU-Fragen bis hin zur Schuldebatte. 1.006 Österreicher über 16 Jahre wurden dazu bereits im Juli – damals köchelte die Flüchtlingsdebatte vergleichsweise noch auf Sparflamme – befragt.

86 Prozent finden demnach, es solle stärkere Spielregeln für Zuwanderer geben, zehn Prozent lehnen das ab. Ebenfalls breite Akzeptanz erfahren die Behauptungen, dass Kinder unter drei Jahren nicht in einer Krippe betreut werden sollten (74 Prozent), und dass das derzeitige Wirtschaftssystem nicht mehr funktioniere (72 Prozent). Nur jeder Fünfte widersprach diesen Aussagen.

Besser ausgebildete toleranter

Deutlich stärker polarisieren die Fragen, ob Österreich aus der EU austreten soll (je 45 Prozent dafür und dagegen), das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partner (46 Prozent dafür, 48 Prozent dagegen) oder die Behauptung, der Klimawandel werde übertrieben dargestellt (47 Prozent Zustimmung, 48 Prozent Ablehnung). Weder einen breiten Konsens noch extreme Polarisierung zeigten sich bei der Homo-Ehe, die mit 55 zu 38 Prozent eher positiv gesehen wird, und bei der Gesamtschule, die 39 Prozent unterstützen und 54 Prozent ablehnen.

Wenig überraschend zeigt sich, dass Jüngere, Frauen und besser Ausgebildete in gesellschaftspolitischen Fragen toleranter sind. Zudem rufen Maturanten und Akademiker wesentlich seltener nach strengen Regeln für Zuwanderer und nach einem EU-Austritt als der Rest der Bevölkerung. Überraschend scheint, dass Bewohner des ländlichen Raumes in Fragen der Homo-Ehe bzw. der Adoption liberaler sind als Städter, und Stadtbewohner stärker an der EU und dem Wirtschaftssystem zweifeln. (APA), 16.10.2015