Corporate Social Responsibility ist der Mehrheit der befragten ATX-Unternehmen mittlerweile nicht nur ein Begriff, sondern auch umgesetzt. Anders sieht es beim Diversity Management aus.

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Seit Jahren mehren sich Initiativen und Veranstaltungen zum Thema soziale Verantwortung von Unternehmen. Unlängst wurde außerdem die EU-Richtlinie für "Non-Financial-Reporting" beschlossen, die in Österreich 2017 in Kraft treten soll und den Fokus auf Diversität und Corporate Social Responsibility neben den nackten Zahlen legt. Viele Unternehmen bekennen sich außerdem in ihren Statuten zu Vielfalt und sozialer Verantwortung.

Was aber ist davon Realität? Wie sieht es mit der Institutionalisierung von Diversity-Managament und CSR aus? Dies herauszufinden war die Absicht der Studie "Diversity Management (DiM) &Corporate Social Responsibility (CSR)in ATX-Unternehmen – 2015".

Studiendesign

Analysiert bzw. befragt wurden die 20 größten börsennotierten Unternehmen in Österreich (ATX-Unternehmen). In Form von Online-Umfragen wurden alle teilnehmenden Unternehmen aufgefordert, Fragebögen auszufüllen. Die Antwortquote liegt allerdings nur bei 50 Prozent. Die Analyse der letztveröffentlichten Geschäfts-, Nachhaltigkeits- und Corporate Governance Berichte (2013–2014) sowie Websites bietet die zweite Grundlage der Studie, die von factor-D Diversity Consulting in Zusammenarbeit mit der Erste Group Bank durchgeführt wurde.

CSR, aber nur wenig Diversity

Eines der Haupergebnisse: Corporate Social Responsibility (CSR) hat sich als Managementansatz in den ATX-Unternehmen weitgehend etabliert. Alle ATX-Unternehmen beschäftigen sich mittlerweile mit dem Prinzip der gesellschaftlichen Verantwortung und Nachhaltigkeit. Beim Diversity Management sieht die Welt aber anders aus: 80% geben an, aktuell kein schriftlich formuliertes DiM-Konzept zu haben. 30 Prozent der Betriebe, die Diversity-Maßnahmen durchführen, haben dieses in direkter Berichtslinie mit dem Top-Management verbunden. Bei CSR sind dies mit 60% der Unternehmen aber deutlich mehr.

Bei den Zielgruppen von DiM präferieren die Befragten die Dimension Gender (83 Prozent). Auch bei "Alter" (67 Prozent),"Behinderung" (50 Prozent) und "Ethnie" (33 Prozent) sei eine zunehmende Sensibilisierung feststellbar. Die Diversität religiöser oder sexueller Orientierungen findet bei den Befragten aber kaum Beachtung. Dies sei im Einklang mit europäischen Vergleichsstudien und zeige deutlich die noch immer vorherrschende Tabuisierung der beiden Themen – insbesondere am Arbeitsplatz, schreiben die Autoren.

Offenlegung noch kaum der Fall

Auch im Bereich der Offenlegung von Diversitätsaspekten erkennen die Autoren noch großen Entwicklungsbedarf, insbesondere im Hinblick auf die kommende EU-Richtlinie "Non Financial Reporting". Nur ein Viertel der Unternehmen veröffentlichen laut Studie ein umfassendes Diversitätskonzept.

Keine Maßnahmen gegen Vorurteile

70 Prozent der Befragten beobachten in ihrem Unternehmen so genannten "unconscious Bias": kognitive Wahrnehmungsverzerrungen, wie unbewusste Vorurteile oder stereotypes Denken. Laut den Autoren kann das zu mangelnder Einsicht für den Nutzen von Diversität führen und stellt ein großes Hindernis für die strategische Umsetzung von Diversity Management dar. Maßnahmen dagegen werden nur von 13 Prozent gesetzt. (red, 23.10.2015)