Der Simplon-Tunnel in der Schweiz wird von Rhomberg-Sersa renoviert.

Foto: Rhomberg Sersa

Bregenz – Die Rhomberg-Bau-Gruppe ist ein Vorarlberger Familienunternehmen, baut traditionell Wohn- und Geschäftsgebäude. Vor 15 Jahren hat man das Portfolio um den Bahnbau erweitert. Durchaus erfolgreich, wie Firmenchef Hubert Rhomberg bei der Jahres-Pressekonferenz am Donnerstag in Bregenz mitteilte.

Mit dem internationalen Bahngeschäft erwirtschaftete man im Geschäftsjahr 2014/15 einen Umsatz von 324 Millionen Euro (minus vier Prozent), der Umsatz im Baugeschäft, das sich auf Österreich, Süddeutschland und die Schweiz konzentriert, stieg um knapp neun Prozent auf 281 Millionen Euro.

Die österreichisch-schweizerische Rhomberg-Sersa-Rail-Group ist durch die Akquisition von Teilen des britischen Infrastrukturunternehmens Balfour Beatty in Deutschland und Österreich weitergewachsen. Eingekauft wurde auch die Sersa Total Track in Kanada. Im Bahnbau werden nun 1.900 Menschen beschäftigt.

Die Strategie ist für Haus- und Bahnbau gleich, sagt Hubert Rhomberg: "Wir wollen in beiden Bereichen Komplettanbieter sein." Was für Rhomberg im Bahngeschäft heißt: "Weg vom reinen Gleisbau." Das Angebot reiche von der Lokführerausbildung über die Vermietung von Loks und Baumaschinen bis hin zu Vermessungssystemen.

Familienunternehmen denkt in Generationen

Die Rohstoffkrise und das daraus resultierende schwierige Marktumfeld habe große Konzerne zum Rückzug aus dem Bahnbau bewogen, sagt Rhomberg. "Wir haben durchgehalten und profitieren jetzt davon." Ein Familienunternehmen wie das seine habe Vorteile im Bahngeschäft, sagt der Unternehmer. "Acht bis zehn Millionen für eine Baumaschine, die dann unter Umständen monatelang steht, will kein Konzern ausgeben." Das Familienunternehmen handle auf eigenes Risiko, denke langfristig. Das Umsatzminus erschüttert Rhomberg nicht: "Schwankungen können wir durch unsere Diversifizierung ausgleichen."

Durch die Arbeit auf verschiedenen Kontinenten mit unterschiedlichen Bahnkulturen lerne man strategisch dazu. Besonders lehrreich sei die Arbeit im Bahnland Schweiz. Durch die hohen Frequenzen im Bahnverkehr sei man gezwungen, sehr flexibel zu organisieren.

Die Expertise der Bahnbauer wird mittlerweile auch in Großbritannien geschätzt. Die nächsten zehn Jahre wird die Rhomberg-Sersa-Rail-Group alle Weichen zwischen London und Schottland austauschen. Ein Auge haben die Vorarlberger auf die skandinavischen und nordamerikanischen Bahnen geworfen. Rhomberg: "Amerika ist uns in vielem voraus, beim Bahnbau hinkt es arg hinterher. Da sehen wir unsere Chancen."

Bregenzer Seequartier

Rhombergs Idee einer Ringstraßenbahn im nördlichen Rheintal harrt noch der Verwirklichung. Realistischer ist der Umbau des Bregenzer Bahnhofs. 2017 wolle man mit dem Bahnhof als erstem Teil des Seequartiers beginnen, kündigte Rhomberg an. Und das unabhängig vom Bau des benachbarten Seestadtareals. Das größte Bregenzer Stadtentwicklungsprojekt (Prisma mit Spar) steckt fest. Prisma und Spar haben den Baubeginn erneut verschoben.

Der Bahnhof könnte eine architektonische Innovation werden. "Vielleicht wird er aus Holz gebaut", sagt Rhomberg. Ob mit dem Bahnhof auch Rhombergs Wunsch nach einem Holzhochhaus realisiert wird, ist noch ungewiss. Mit der Tochterfirma Cree ist Rhomberg Trendsetter im Holzbau. "Leider ist aber die Lobby für den Holzbau noch nicht sehr stark", bedauert Hubert Rhomberg. (Jutta Berger, 15.10.2015)