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Hier ist "El Chapo" noch in der Gefängniszelle zu sehen.

Foto: AP

Mexiko-Stadt – Wo sich Joaquín "El Chapo" Guzmán derzeit befindet, ist für Mexikos Behörden weiterhin ein Rätsel. Dafür wurden nun neue Details der spektakulären Flucht des Drogenbosses aus dem Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano bekannt. In einem vom Fernsehsender Televisa am Mittwoch veröffentlichten Video ist zu sehen und vor allem zu hören, wie die Gefängniswärter auf laute Hammer- und Bohrgeräusche aus der Zelle "El Chapos" nicht reagieren.

Televisa veröffentlichte das brisante Video.

In den Aufnahmen der Überwachungskamera vom 11. Juli sieht man, wie "El Chapo" während der lauten Geräusche zunächst auf dem Bett liegt und fernsieht, die Lautstärke hochdreht, auf die Toilette geht, den TV-Sender und dann seine Schuhe wechselt und schließlich durch ein Loch in der Dusche entschwindet. Von dort – das war bereits bekannt – türmte der Chef des Sinaloa-Kartells durch einen etwa 1,5 Kilometer langen Tunnel.

Wärter blieben lange tatenlos

Parallel dazu zeigte Televisa auch die Aufnahmen der Kamera im Überwachungsraum. Zu sehen sind zahlreiche Gefängniswärter, die weder auf die lauten Geräusche noch auf die Abwesenheit Guzmáns reagieren. Erst nach 25 Minuten werden sie auf die leere Zelle aufmerksam, zwei Wärter inspizieren sie und finden das Loch. Darüber informierten sie die Zentrale per Funk. Alarm wurde allerdings erst knapp drei Stunden später ausgelöst. Da war "El Chapo" längst über alle Berge, die Behörden gehen davon aus, dass seine Flucht 15 Minuten dauerte.

Die mexikanischen Behörden, für die der Ausbruch des Drogenbosses ein schwerer Schlag war, hatten Teile der Videoaufnahmen bereits veröffentlicht, allerdings ohne die lauten Hammer- und Bohrgeräusche. Warum, ist bislang noch nicht klar. Ein Sprecher der Bundesstaatsanwaltschaft konnte in einer ersten Reaktion auch nicht bestätigen, dass die nun publizierten Geräusche authentisch sind.

Bisher 34 Festnahmen

Wegen Guzmáns Gefängnisausbruchs wurden bisher 34 Personen als mutmaßliche Fluchthelfer festgenommen, 23 ehemalige Gefängnisbeamte sowie zehn weitere Verdächtige. Darunter befinden sich die frühere Leiterin des nationalen Strafvollzugs und der ehemalige Direktor des Gefängnisses El Altiplano. Zudem hat die mexikanische Polizei vergangene Woche einen Piloten gefasst, der den Drogenboss nach der Flucht geflogen haben soll.

Tausende Soldaten und Polizisten im ganzen Land suchen derzeit nach "El Chapo". Die USA haben ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) auf ihn ausgesetzt. Die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft bietet 60 Millionen Pesos (3,4 Millionen Euro) für Hinweise, die zu seiner Verhaftung führen. (red, Reuters, 15.10.2015)