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Phillip Bennett hat sich 2008 schuldig bekannt und fasste 16 Jahre Haft aus.

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Wien – Die ehemaligen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der ehemaligen Gewerkschaftsbank Bawag werden den zehnten Jahrestag höchstwahrscheinlich nicht begangen haben. Am 13. Oktober 2005 wurde in New York der Chef des New Yorker Brokerhauses Refco, Phillip Bennett, festgenommen – ein Unternehmen und ein Mann, die in Österreich damals nur wenigen ein Begriff waren. Grund für die Verhaftung: Verdacht auf Wertpapierbetrug.

Wenige Tage später, am 16. Oktober, sollte der Bekanntheitsgrad von Refco in Österreich schon ein höherer sein. An diesem Sonntag räumte die Gewerkschaftsbank öffentlich ein, dass sie dem Brokerhaus, an dem sie einst beteiligt gewesen war, Stunden vor dessen Pleite rund 350 Millionen Euro Kredit eingeräumt hatte. Kurz darauf flogen im Gefolge der Refco-Pleite die "Karibikverluste" der Bawag auf. Aus der Angelegenheit erwuchs die Causa Bawag – mitsamt ihren Folgen wie Fastpleite, Strafverfahren gegen die Exchefs Helmut Elsner und Johann Zwettler und Investor Wolfgang Flöttl samt (wenigen) Verurteilungen und sehr vielen Freisprüchen.

Erst Verhaftung, dann Kredit

Die Einräumung des Kredits in diesen Oktobertagen vor zehn Jahren ist inzwischen österreichische Wirtschaftsgeschichte: Binnen kürzester Zeit wurde das Geld auf Ansuchen Bennetts überwiesen. Drei Vorstandsmitglieder der Bank rund um Zwettler hatten der Krediteinräumung am Sonntag, den 9. Oktober, ihren Sanktus gegeben. Einen Tag nach Bennetts Verhaftung in den USA fasste der Gesamtvorstand dann einstimmig den Kreditbeschluss. Als Zwettler die Pleite des Brokerhauses bekannt wurde, versuchte man noch, das gerade überwiesene Geld zurückzuholen: vergeblich.

Rund acht Beschuldigte

Ganz genau weiß man heute noch nicht, was damals gelaufen ist – und wer dafür verantwortlich war. Die Causa Refco ist noch immer nicht strafrechtlich abgehandelt, wie eine Presseprecherin der Staatsanwaltschaft Wien bestätigt: "Die Causa ist noch anhängig", ermittelt werde gegen "ungefähr acht" Beschuldigte, darunter gegen den damaligen Vorstandsvorsitzenden Zwettler. Die Ermittlungen gegen Elsner wurden schon vor rund zweieinhalb Jahren eingestellt. Er hat bereits in der Causa Bawag die Höchststrafe wegen Untreue (zehn Jahre) ausgefasst. Bennett ist 2008 wegen Betrugs zu 16 Jahren Haft verurteilt worden.

Die beachtliche Dauer der Ermittlungen führt man in der Justiz auf den "komplexen Sachverhalt" zurück; zudem beschäftige sich nun ein neuer Staatsanwalt mit der Causa Refco. Die bisher zuständige Staatsanwältin ist mit einem anderen Verfahren eingedeckt: der Wiederaufnahme, die Elsner beantragt hat. (gra, 14.10.2015)