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Züchtig im Morgenmantel über dem Satinpyjama: "Playboy"-Gründer Hugh Hefner muss jetzt ganz stark sein – seine Redakteure wollen das Heft weniger nackig.

Foto: AP / Kevork Djansezian

Los Angeles – Seit Jahrzehnten steht das amerikanische "Playboy"-Magazin für unzweideutige Bilder entblößter Frauenkörper – aber damit soll jetzt Schluss sein. Ab kommendem Frühjahr werde die berühmte Zeitschrift komplett neu gestaltet, berichtete die "New York Times" am Dienstag. Zwar würden Frauen weiter in provokativen Posen gezeigt, jedoch sollen sie nicht mehr völlig nackt abgebildet werden.

Hefner hat zugestimmt

"Playboy"-Gründer Hugh Hefner (89) habe einem entsprechenden Vorschlag seiner Top-Redakteure zugestimmt, hieß es.

Die Zeiten hätten sich schlicht geändert, sagte "Playboy"-Chefmanager Scott Flanders. Den Kampf darum, unbekleidete Körper abbilden zu dürfen und Nacktheit gesellschaftsfähig zu machen, habe der Playboy schon lange gewonnen. "Heute reicht ein Mausklick, um sich jeden nur vorstellbaren sexuellen Akt im Internet herunterzuladen", so Flanders. Nacktaufnahmen in Zeitschriften seien damit überholt.

Um in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter zugelassen zu sein, die Fotos bereits dann sperren, wenn darauf eine Brustwarze zu sehen sind, habe das Magazin schon in der Vergangenheit einige seiner Inhalte angepasst, sagte Flanders. So ist sein Internetauftritt schon seit August 2014 völlig frei von Nackten. Seitdem sank das Alter des Durchschnittslesers von 47 auf 30 Jahre, gleichzeitig stieg die Zahl der Online-Besucher von vier Millionen auf 16 Millionen im Monat. Das neue Hochglanz-Magazin versucht nun laut seinem Chef eine Antwort auf die zentrale Frage zu finden: "Was bleibt, wenn Du die Nacktheit wegnimmst?"

Möglicherweise besinnt sich der "Playboy" ja wieder mehr auf seine zweite Stärke: Interviews und Kurzgeschichten berühmter Schriftsteller.

Einst hatten sogar Ikonen wie Madonna, Sharon Stone und Naomi Campbell die Hüllen fallen lassen, um im Playboy die Männerfantasien zu beflügeln. Aber diese Zeiten seien im neuen Medienzeitalter passé, so die Playboy-Macher. Nach Schätzungen der Medienorganisation "Alliance for Audited Media" ist die Auflage des Magazins von 5,6 Millionen Exemplaren im Jahr 1975 auf heute 800.000 geschrumpft.

Update: Deutschland bleibt nackt

Im Gegensatz zu der US-Ausgabe will der deutsche "Playboy" weiterhin nackte Frauen im Heft zeigen. Das machte der Chefredakteur von Playboy Deutschland, Florian Boitin, am Dienstag klar. "Auf die Ausrichtung und die Gestaltung des deutschen 'Playboy' hat die Entscheidung der Amerikaner keinen Einfluss. Das heißt, wir halten an unserem erfolgreichen Konzept auch in Zukunft fest", sagte er.

Das Kind im Mann

"Der Zwölfjährige in mir ist sehr enttäuscht", sagte Redakteur Cory Jones, der Hefner den Vorschlag zur Umgestaltung unterbreitet hatte. "Aber es ist die richtige Entscheidung." (APA, 13.10.2015)