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Feiern. Noch mehr Feiern in einer Ansichtssache.

Foto: APA/Jäger

Wien – Sie trugen keine roten Pappnasen, sie hatten auch keine lustigen Hütchen aufgesetzt. Und wer dachte, sie werfen schon während des Aufwärmens mit bunten Papierschlangen um sich, wurde enttäuscht. Teamchef Marcel Koller hält nichts von solchen Späßchen, Österreichs Teamkicker hätten ein diesbezügliches Begehren auch nie geäußert, zu fokussiert, zu konzentriert, zu hungrig nach Siegen sind sie. Abgesehen davon wären rote Pappnasen ziemlich respektlos Liechtenstein gegenüber gewesen.

Das Happel-Stadion war am frühen Montagabend ausverkauft, die Beginnzeit 18 Uhr ist eine Laune der Uefa minus Platini gewesen. 70.000 wollten kommen, 48.500 waren mit Karten gesegnet. Es hat selten ein Fußballspiel in einer angenehmeren Atmosphäre gegeben. Österreich war ja seit einer halben Ewigkeit für die EM in Frankreich qualifiziert, als Gruppensieger noch dazu, mehr geht nicht. Und Liechtenstein war seit einer ganzen Ewigkeit nicht qualifiziert, das realistische Fürstentum kennt solche Ambitionen nicht, es ist die Nummer 156. Der 41-jährige Mario Frick bestritt sein 125. und letztes Länderspiel, er wurde vor Anpfiff verabschiedet und mit Applaus bedacht. Danach sollte er für diese Geste danken.

Leckerbissen?

Koller schickte zum vierten Mal hintereinander dieselbe Startformation auf Feld. Marc Janko war zum 50. Mal im Einsatz, auf Fricks Marke wird der 32-Jährige eher nicht kommen. Die Liechtensteiner zogen selbstverständlich eine Mauer auf, ihr steirischer Trainer Rene Pauritsch ist Realist, kein Illusionist. Die Gastgeber rannten brav an, von einem Leckerbissen konnte nicht ausgegangen werden, das Team hat sich aber jegliche Nachsicht verdient.

9. Minute: Doppelchance Janko, Goalie Peter Jehle pariert. 12. Minute: Diagonalpass Julian Baumgartlinger, Marko Arnautovic nimmt den Ball perfekt an, dribbelt in den Strafraum. Martin Büchel, nicht zu verwechseln mit seinem Kollegen Marcel Büchel, der ist ein gebürtiger Vorarlberger, versucht zu retten, trifft allerdings das Schienbein von Arnautovic. Der Knochen schießt das 1:0. Welle im Stadion. Arnautovic hat auch in Folge starke Szenen. Und Österreich hochkarätige Möglichkeiten. Jehle rettet vor David Alaba, Arnautovic und Janko, hält bravourös einen Freistoß von Zlatko Junuzovic (45.). Pause.

Doppelter Janko

54. Minute: Abwehrfehler, Martin Harnik passt zu Janko, der feiert sein Jubiläum mit dem Treffer zum 2:0. Er hält nun bei 24 Goals, der Mann ist und bleibt ein Phänomen. Die Party kam nun richtig in Stimmung, das ÖFB-Team begann den Abschlussball zu genießen. 57. Minute: Arnautovic zu Alaba, Janko staubt zum 3:0 ab. Jetzt sind es schon 25 Stück. 63. Minute: Janko und Alaba dürfen die Party verlassen, Rubin Okotie und Marcel Sabitzer kommen. Harnik trifft die Stange (67.), Liechtenstein ist um Schadensbegrenzung bemüht, das gelingt mit Hängen und Würgen. Abpfiff. Jubel. Ehrenrunde. "Marcel Koller"-Sprechchöre. Konfetti, Bierduschen für Koller.

Bevor es in die Disko (Volksgarten) ging, sagte Janko: "Eine tolle Sache, danke den Fans. Anscheinend stehe ich immer goldrichtig." Russland schlug übrigens Montenegro 2:0, darf als Zweiter der Gruppe G Österreich nach Frankreich begleiten. Schweden bleibt nach einem 2:0 gegen Moldau das Playoff.

Fazit einer famosen Quali: zehn Spiele, ein Remis, neun Siege in Serie, 28 Punkte, Torverhältnis 22:5, Platz zehn in der Weltrangliste. Danach wurde rechtschaffen gefeiert. Spätestens am 17. November sollten sie nüchtern sein, denn an diesem Tag wird in Wien gegen die Schweiz getestet. Marcel Koller mag keinen Schlendrian. Und keine Pappnasen. (Christian Hackl, 12.10.2015)

EM-Qualifikation, Gruppe G, Montag

Österreich – Liechtenstein 3:0 (1:0)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 48.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Zelinka (CZE)

Tore:
1:0 (12.) Arnautovic
2:0 (54.) Janko
3:0 (57.) Janko

Österreich: Almer – Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs – Baumgartlinger (71. Ilsanker), Alaba (64. Sabitzer) – Harnik, Junuzovic, Arnautovic – Janko (64. Okotie)

Liechtenstein: Jehle – Rechsteiner, Frick (91. Kühne), Kaufmann, Oehri (46. Brändle) – Kieber (62. Yildiz), Martin Büchel, Polverino, Wieser, Burgmeier – Marcel Büchel

Gelbe Karten: Okotie bzw. Burgmeier, Polverino