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Turniermannschaft, nicht Qualimannschaft.

Foto: APA/EPA/Schmidt

Leipzig – Zum zwölften Mal nacheinander ist Deutschland bei einer Fußball-EM-Endrunde dabei – braucht aber unbedingt neue taktische Varianten. "So, wie wir heute gespielt haben, brauchen wir nicht anzutreten", sagte Abwehrstütze Jerome Boateng. DFB-Trainer Joachim Löw sieht in den neun Monaten bis zum Turnier in Frankreich noch viel Arbeit.

Insgesamt rund vier Millionen Euro werden an die 35 von Löw für die zehn EM-Qualifikationsspiele nominierten Spieler überwiesen. Der DFB hatte für eine erfolgreiche Qualifikation eine Prämie von 20.000 Euro pro Partie für jedes Kadermitglied ausgesetzt.

Löw: "Das war nicht unser Anspruch"

Zum Qualifikationsabschluss konnten die Weltmeister von 2014 und die neu dazugekommen Akteure bei der 0:1-Schlappe in Irland am Donnerstag und dem 2:1-Arbeitssieg gegen Georgien am Sonntag alles andere als überzeugen. "Gegen ein Spitzenteam kannst du so nicht spielen", sagte Boateng nach der Georgien-Partie in Leipzig. "Das kommt, wenn man einen Schritt zu wenig läuft und glaubt, es geht von alleine."

Löw gab ihm prinzipiell recht: "Wie wir gespielt haben gegen Irland und Georgien, das ist nicht unser Anspruch", sagte der frühere Austria- und Tirol-Trainer. "Es war in dieser Qualifikation so schwierig wie nie in den letzten zehn, zwölf Jahren. Wir wissen, dass wir in den nächsten Monaten schon noch einige Arbeit vor uns haben, um wieder auf das Niveau wie bei der WM zu kommen."

Die fehlende Geilheit

Über das größte Defizit gab es keine Diskussionen. "Wir müssen dahin kommen, dass wir diese absolute Geilheit, ein Tor machen zu wollen, wieder haben", sagte Real-Madrid-Mittelfeldspieler Toni Kroos nach 90 zähen Minuten gegen den Weltranglisten-110. "Der Schnitt liegt jetzt bei sieben oder acht Torchancen, die wir brauchen", beklagte Löw.

Dabei ist eigentlich genügend Offensivkraft vorhanden, allein Marco Reus verhaute ein halbes Dutzend Torchancen. "Man hätte schon denken können, dass das nicht Georgien ist, sondern Italien oder Frankreich", sagte Manuel Neuer. Der Goalie verhinderte mit zwei Paraden, dass Deutschland noch in Gefahr geriet, in die Playoffs zu müssen.

Kein Zurück zur Brechstange

"Rein im sportlichen, im taktischen Bereich müssen wir uns schon die eine oder andere Überlegung machen", erwähnte Löw. Über einen echten Strafraumspieler wie Mario Gomez in seinen besten Zeiten würde er zwar nachdenken, zum Brechstangenfußball von einst will Löw aber nicht zurückkehren. Man brauche jetzt nicht glauben, "dass man einen großen, kopfballstarken Spieler braucht, einen Horst Hrubesch".

Ein Freudenfest war die Plagerei des DFB-Teams für den TV-Sender RTL. Trotz heftiger Konkurrenz in Form des "Tatort" in der ARD verfolgten durchschnittlich 12,69 Millionen Zuschauer das Spiel im Hauptabendprogramm. Der Marktanteil in Deutschland lag bei 36,8 Prozent. Damit wurde im zehnten und letzten EM-Qualifikationsspiel die bisherige Bestmarke von 11,97 Millionen beim Schottland-Match am 7. September übertroffen. (APA, 12.10.2015)