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Martin Winterkorn zieht sich offenbar komplett zurück.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Wolfsburg/München – Wegen der Abgasaffäre wird der ehemalige VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn einem Zeitungsbericht zufolge gedrängt, auch alle übrigen Ämter im Konzern aufzugeben. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" und der Sender NDR und WDR ist damit in den nächsten Tagen zu rechnen.

Winterkorn ist derzeit noch Aufsichtsratschef bei Audi und bei der Lkw-Tochter von VW sowie Aufsichtsrat bei Porsche. Vor allem aber hat er noch den Chefposten bei der Porsche-SE-Holding inne. Das ist eine Finanzgesellschaft, in der die Familien Porsche und Piëch ihre Anteile an der Volkswagen AG gebündelt haben. Die beiden Familien sind über diese Holding Hauptaktionäre des Autokonzerns, den sie so steuern können.

In der Holding noch Chef des neuen VW-Chefs

Bliebe Winterkorn Chef der Familienholding, hätte er weiterhin großen Einfluss auf Volkswagen und auch auf seinen Nachfolger als Vorstandsvorsitzender, Matthias Müller. Müller ist in der Holding Vorstand für Strategien und Unternehmensentwicklung und hat dort Winterkorn derzeit noch als Chef vor sich.

Aus Konzernkreisen heißt es demnach, Winterkorn habe seine Lage analysiert und werde sich nun vollständig zurückziehen. Zuvor müssten noch einige Formalien geklärt werden. Das deutsche Bundesland Niedersachsen, zweitgrößter Aktionär von Volkswagen, hatte Winterkorn zu verstehen gegeben, dass er aus allen Ämtern ausscheiden müsse. Den kompletten Rückzug verlangten auch Vertreter der IG Metall.

Förderbank prüft Kredite

Die Europäische Investitionsbank (EIB) prüft unterdessen angesichts des Abgas-Skandals bei Volkswagen die Rückforderung von Milliarden-Krediten. EIB-Chef Werner Hoyer sagte der "Süddeutschen Zeitung" laut Vorab-Bericht aus der Montag-Ausgabe, die EIB habe Volkswagen seit 1990 rund 4,6 Milliarden Euro an günstigen Krediten gewährt, mit denen unter anderem die Entwicklung sauberer Motoren vorangetrieben werden sollte. 1,8 Milliarden Euro davon seien noch nicht zurückgezahlt.

Es werde nun sehr genaue Untersuchungen der EIB geben. Vorbehaltlich der Ergebnisse "werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir die Kredite zurückfordern müssen, sollten sie zweckentfremdet worden sein". Er sei von Volkswagen außerordentlich enttäuscht, sagte Hoyer. Das Verhältnis zu einem wichtigen Partner sei sehr schwer belastet. (APA, 12.10.2015)