Der Platz vor dem Otto-Wagner-Gebäude wird umgestaltet.

Illustration: tilia.at/kva3d.com/BV 16

Neue Sitzflächen und Brunnen sind vorgesehen.

Illustration: tilia.at/kva3d.com/BV 16

Wien – Der Vorplatz der U-Bahn-Station Josefstädter Straße an der Grenze zwischen achtem und 16. Wiener Gemeindebezirk hat nicht den besten Leumund. Josi, das Tageszentrum für Obdachlose und Straßensozialarbeit, ist in den Räumlichkeiten der denkmalgeschützten Station untergebracht, und die Anwesenheit der Klienten veranlasste die FPÖ im März sogar zu einer parlamentarischen Anfrage. Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein wollte die Zahl der Polizeieinsätze in einem Radius von 700 Meter um das Stationsgebäude wissen, weil laut FPÖ-Aussendung dort "Junkies, Obdachlose und Drogendealer herumlungern", Passanten anpöbeln und Schlägereien anzetteln würden.

Vollständig konnte das Innenministerium die Anfrage zwar nicht beantworten, weil "von einer manuellen Auswertung auf Grund des exorbitanten Verwaltungsaufwandes und der damit verbundenen enormen Ressourcenbindung im Hinblick auf die Grundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit des Verwaltungshandelns Abstand genommen werden musste". Zwischen den bürokratischen Formeln gab Ministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) die Zahl der Polizeieinsätze für das Jahr 2014 mit 5.466 an.

Über Strafanzeigen, ermittelte Tatverdächtige oder gar Verurteilungen gibt das freilich keine Auskunft. Und in Wahrheit auch nicht über das Umfeld des von Otto Wagner entworfenen Stationsgebäudes. Denn ein Radius von 700 Metern deckt auch den gesamten Gürtel bis über die U6-Stationen Lerchenfelder Straße und Alser Straße hinaus, den halben Bezirk Josefstadt und Teile der Bezirke Neubau, Alsergrund, Ottakring und Hernals ab. Tatsächlich füllt ein Radius von 700 Metern eine größere Fläche als der gesamte Bezirk Mariahilf.

Keine radikalen Veränderungen zu erwarten

Doch auch unabhängig möglicher krimineller Energien hielten es die Bezirksvertreter von der Josefstadt und Ottakring für angebracht, den Vorplatz der U-Bahn-Station neu zu gestalten. Die 115 Jahre alte ehemalige Stadtbahnstation selbst wurde bereits zwischen Sommer 2011 und Herbst 2013 von den Wiener Linien generalsaniert. Weil die Grenze zwischen den beiden Bezirken exakt entlang der westlichen Außenmauern der Gürtelbögen verläuft, war es nun notwendig, dass sich für dieses Projekt die Josefstädter Bezirksvorsteherin Veronika Mickel (ÖVP) und ihr Ottakringer Amtskollege Franz Prokop (SPÖ) für die Neugestaltung des Vorplatzes zusammenraufen.

Im Sommer wurden die Umbaupläne beschlossen, in diesen Tagen fuhren planmäßig die Baumaschinen auf und Teile des Vorplatzes wurden eingezäunt. 1,1 Millionen Euro sind für die Umgestaltung budgetiert, 700.000 Euro davon übernimmt Ottakring, 400.000 Euro die Josefstadt. Die Bezirke zapfen dafür auch Stadtmittel und eine EU-Förderung an, sodass etwa der 16. Bezirk effektiv 200.000 Euro beiträgt.

Radikale Veränderungen lassen sich anhand der Renderings nicht erwarten. Eine neue Pflasterung soll dem Platz helfen, sich offener und heller zu präsentieren. Der Fußgänger- wird vom Fahrradbereich optisch stärker abgegrenzt. Eine bessere Beleuchtung soll "das Sicherheitsgefühl aller steigern", heißt es aus der Ottakringer Bezirksvorstehung. Zudem sind Sitzgelegenheiten, mehr Grün und Trinkwasserbrunnen vorgesehen. Bis zum Jahresende sollen die Umgestaltungsarbeiten abgeschlossen sein.

Illustration: tilia.at/kva3d.com/BV 16

Insgesamt soll sich der Raum der Optik des Platzes vor dem Yppenheim annähern, der jenseits der vier Gürtelfahrspuren gegenüber der U-Bahn-Station liegt. Die frühere Tankstellenfläche wurde bereits im Vorjahr renoviert, mit Bäumen bepflanzt, um Sitzgelegenheiten erweitert und heuer auch zum kostenlosem WLAN-Hotspot geadelt.

Der Sachverständige hat das letzte Wort

Glücklich sind aber nicht alle mit dem Umbau. Zwei Kebap- und Würstelstände auf Ottakringer Seite müssen weichen – für die Zeit der Umgestaltung sowieso. Ob sie dann wieder eröffnen dürfen, könne man in Prokops Büro nicht sagen, das sei Zuständigkeit der MA 59, des Wiener Marktservices. Dort sieht man derzeit keine Gründe, warum die Kioske nicht wieder aufsperren dürfen sollten. Das letzte Wort obliegt laut Alexander Hengl von der MA 59 einem Sachverständigen, der entscheiden muss, ob sich die Häuschen künftig negativ auf das Stadtbild oder die Verkehrssicherheit auswirken könnten.

Offiziell nennt Veronika Mickel die Behinderung einer optimalen "Gehrelation" zwischen U-Bahn-Station und Straßenbahnhaltestellen als Grund für die gewünschte Entfernung der Kioske. Gegenüber "orf.at" gestand sie aber, dass ihr die Stilllegung auch ein Anliegen sei, weil Passanten dort Begegnungen mit Josi-Klienten haben könnten, "die ein Unbehagen auslösen." Für die Passanten würden diese aber keine Gefahr darstellen, sagte Michael Holzgruber, der Leiter des Josefstädter Polizeieinsatzkommandos. (Michael Matzenberger, 12.10.2015)