Der Iberische Wolf hat sein Hauptverbreitungsgebiet im Nordwesten Spaniens und im Norden Portugals.

Foto: Arturo de Frias Marques

Madrid – Anfang des Jahrtausends führten die von Prionen verursachte Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE, meist schlicht "Rinderwahn" genannt) und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen zu einer schweren Krise in Europas Landwirtschaft. Die strengen Hygiene-Bestimmungen, die die EU daraufhin erließ, wirkten sich aber auch auf Wildtiere aus.

2000 verlangte die EU von ihren Mitgliedsstaaten Gesetze zu erlassen, die es untersagen, tote Rinder und andere Nutztiere einfach auf den Weideplätzen liegenzulassen. Das hatte Folgen für Aasfresser – für Geier, aber auch für Wölfe, wie eine aktuelle Studie aus Spanien zeigt, die in "Environmental Management" veröffentlicht wurde.

Langzeitvergleich

Forscher um Laura Lagos von der Universität Santiago de Compostela untersuchten die Ernährungsgewohnheiten von Iberischen Wölfen in der Region Galicien im Nordwesten Spaniens und verglichen die Daten mit solchen aus früheren Jahrzehnten. Es zeigte sich, dass sich die Wölfe nach der BSE-Krise komplett umgestellt hatten.

Früher bildeten liegengelassene Rinderkadaver eine der Hauptnahrungsquellen der Wölfe in der Region. Als diese ab 2004, als die Hygienegesetze in Spanien implementiert wurden, verschwanden, stiegen die Wölfe auf lebende Beute um.

Neue alte Jäger

Seitdem machen sie hauptsächlich Jagd auf Rehe, Wildschweine sowie auf Garranos: halbwilde Pferde, die auf eine alte Zuchtrasse zurückgehen, deren Wurzeln noch in der Antike liegen dürften. Für die Garranos, von denen es bei einer Zählung im Jahr 2010 noch etwa 2.000 gegeben hat, könnte das neuerwachte Jagdinteresse der Wölfe zu einer Gefahr werden. Die Pferdepopulation ist seit Jahren laufend am Schrumpfen.

Allerdings haben auch die Angriffe von Wölfen auf lebende Rinder zugenommen, seit sie keine toten mehr finden. Tierschützer befürchten daher, dass der ohnehin gefährdete Iberische Wolf weiter an Sympathien einbüßen wird, was Bemühungen zur Arterhaltung nicht erleichtern wird. (red, 7.10.2015)