Mayerling/Wien – Dem Karmel Mayerling, also dem dortigen Karmelitinnenkloster, sind am Donnerstag Faksimiles der im Sommer aufgetauchten Abschiedsbriefe von Mary Vetsera übergeben worden. Die Schreiben, deren Auffindung in einem Depot der Schoellerbank als "Sensationsfund" bewertet wurde, belegen zweifelsfrei, dass Kronprinz Rudolf und Vetsera geplant hatten, gemeinsam Selbstmord zu begehen.

Sie haben ihre Pläne am 30. Jänner 1889 in Mayerling in die Tat umgesetzt. Noch im selben Jahr ließ Kaiser Franz Joseph das Jagdschloss in ein Karmelitinnenkloster umwandeln, in dem laut einer Aussendung des Stifts Heiligenkreuz heute zehn vorwiegend junge Schwestern leben.

"Hier ist der Originalschauplatz"

Für Mayerling-Priorin Mutter Regina wird die im vergangenen Jahr völlig neu gestaltete Ausstellung in der Wienerwald-Gemeinde Alland durch die Faksimiles der Abschiedsbriefe bereichert. "Hier ist der Originalschauplatz der Tragödie, hier werden die Briefe auch sichtbar gemacht werden."

Die Originale der Abschiedsbriefe hatte die Schoellerbank der Nationalbibliothek übergeben. "Liebe Mutter – Verzeih mir was ich gethan. – Ich konnte der Liebe nicht wiederstehen. In Übereinstimmung mit Ihm will ich neben Ihm im Friedhof von Alland begraben sein. – Ich bin glügklicher im Tod als im Leben", heißt es in Vetseras Abschiedsbrief an ihre Mutter Helene. Auch Abschiedsschreiben an Marys Schwester Hanna und ihren Bruder Feri befanden sich in einem Originalkuvert mit Siegeln Rudolfs, das Bankarchivarin Sylvia Linc unter Dokumenten der Familie Vetsera in einem 1926 deponierten braunen Ledereinband entdeckte.

Bis zum Sommer war angenommen worden, die Briefe seien nach dem Tod von Vetseras Mutter vernichtet worden. In der für 2016 geplanten Ausstellung zum 100. Todestag Franz Josephs sollen ausgewählte Objekte des Funds im Prunksaal der Nationalbibliothek erstmals gezeigt werden. (APA, 11.10.2015)