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Douglas Costa kam verspätet zum Team der Seleção, schuld daran war aber nicht das Oktoberfest.

Foto: REUTERS/Michael Dalder

Santiago de Chile/Belo Horizonte – Vom Sündenbock zum Hoffnungsträger im Schnellverfahren: Ende Juni verließ Douglas Costa noch mit hängendem Kopf Chile, nachdem er bei der Copa América einen Elfmeter gegen Paraguay in den Nachthimmel gedroschen hatte und damit das Viertelfinal-Aus der Brasilianer mitverschuldete. Am Donnerstag soll der Bayern-Star im selben Andenland beim WM-Qualifikationsauftakt, nicht mehr und nicht weniger, die Lücke des gesperrten Überkickers Neymar vom FC Barcelona füllen.

"Ich versuche, nicht daran zu denken, dass ich Neymar ersetzen werde, sondern daran, dass ich meine Arbeit machen muss. Natürlich fehlt er uns, aber damit müssen wir umgehen", sagte der 25-Jährige, auf den eine wahre Pressemeute wartete, als er am Dienstag zur Mittagszeit als Nachzügler verspätet vom 5:1 im deutschen Clasico gegen Borussia Dortmund in Santiago de Chile eintraf.

Südamerika-Meister gegen WM-Rekord-Champion

Die Eliminatorias, wegen der Ausgeglichenheit einer der steinigeren Weg zur WM-Endrunde 2018 in Russland, beginnt gleich mit dem Knaller zwischen dem frisch gebackenen Südamerika-Meister Chile und WM-Rekord-Champion Brasilien. Ebenfalls am Donnerstag stehen sich noch Argentinien und Ecuador, Bolivien und Uruguay, Venezuela und Paraguay sowie Kolumbien und Peru gegenüber.

Blickfang ist jedoch die Partie in Santiago. Auch weil zwischen den Bayern-Neuzugängen Arturo Vidal aufseiten von La Roja und Costa eine Privatwette läuft. "Normale Spielerei. Wir sind Freunde und der Bessere soll gewinnen", sagt der neue Seleção-Hauptdarsteller, der mit zehn Torvorlagen und einem Ligatreffer einen Raketenstart im roten Bayern-Dress hinlegte.

Und dem auch deshalb am Zuckerhut zugetraut wird, Barcelona-Star Neymar, der nach seinem Platzverweis bei der Copa América noch eine Reststrafe absitzt, auch als Showman würdig zu vertreten. Wenn nötig, auch mit einem Lupfer wie gegen Leverkusen. "Dafür wurde ich verpflichtet, und ich werde es erneut tun, wenn es angesagt ist", verkündete der in Deutschland dafür auch kritisierte Costa trotzig.

Dunga setzt auf Routine

Bei Brasilien, für die WM 2014 als Gastgeber automatisch qualifiziert, haben gerade noch sechs Spieler Eliminatorias-Erfahrung. Nationaltrainer Dunga nominierte immerhin für die Ausfälle Rafinha (Verzicht), Roberto Firmino und Philippe Coutinho (beide verletzt) in Daniel Alves, Ricardo Oliveira und Kaká Routiniers nach, die zusammen 23 Jahre mehr aufweisen als das fehlende Trio.

Ausfälle beklagen auch andere Favoriten auf eines der vier WM-Direkttickets. Argentinien fehlt Lionel Messi (Außenbandriss linkes Knie), James Rodriguez, Torschützenkönig der letzten WM, musste Kolumbien wegen einer Muskelverletzung absagen, Uruguay tritt ohne seinen Traumsturm Luis Suarez (Beißattacke bei der WM) und Edinson Cavani (Ohrfeige bei der Copa América) an.

Wie eng es an den insgesamt 18 Spieltagen zugehen kann, zeigte die letzte WM. Nur einer von sechs gestarteten Südamerikanern erreichte nicht das Achtelfinale, bei den K.o.-Runden blieben drei weitere erst in direkten Duellen auf der Strecke, Brasilien wurde WM-Vierter, Argentinien unterlag im Finale Deutschland. Selig sei somit der Eliminatorias-Fünfte, der sich noch über die interkontinentalen Play-offs für Russland qualifzieren kann. (sid, 7.10.2015)