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Seit Tagen beladen russische Soldaten auf syrischen Stützpunkten Kampfflugzeuge mit Munition. Luftangriffe vom Mittwoch dienten der Unterstützung syrischer Bodentruppen.

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Russische Techniker checken die Bewaffnung eines Kampfflugzeugs in Hmimim in Syrien.

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Damaskus/Moskau/Bagdad – Zwei russische Flaggen im Hintergrund, Landkarten auf dem polierten Arbeitstisch und auf beiden Gesichtern ernste Züge: Russlands Präsident Wladimir Putin ließ sich und seinen Verteidigungsminister Sergej Schogui am Mittwoch bei einer strategischen Besprechung in Sotschi vom Staats-TV filmen. Inhalt war einmal mehr Moskaus Engagement in Syrien. Während zu Beginn der Unterredung noch von der Abstimmung mit dem Westen die Rede war, setzte Russlands Armee in Syrien zur gleichen Zeit sehr deutlich eigene Akzente.

Und wie schon in den vergangenen Tagen richteten sich diese vor allem gegen Rebellen im Westen des Landes. Nach Meldungen der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte unterstützten russische Jets dabei einen Vormarsch der syrischen Armee und der schiitisch-libanesischen Hisbollah in den Provinzen Hama und Idlib aus der Luft. Putin bestätigte später, dass die Luftangriffe "mit den Einsätzen der syrischen Armee am Boden koordiniert" seien. Nach Angaben aus Syrien richtete sich der Vorstoß vor allem gegen die islamistische Nusra-Miliz, die zwar mit Al-Kaida, nicht aber mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verbündet ist.

Zugleich teilte Verteidigungsminister Schogui mit, die Marine habe erstmals auch Raketen von Schiffen im Kaspischen Meer aus auf Rebellen abgefeuert. Ziel seien elf Stellungen des IS gewesen. Welche Staaten die Marschflugkörper auf ihrem Weg nach Syrien überquerten, wurde zunächst nicht bekanntgegeben. Infrage kommt dafür neben dem Iran und dem Irak auch die Türkei, deren Verhältnis zu Moskau sich wegen der russischen Unterstützung für Assad zuletzt deutlich verschlechtert hatte.

Streit über Opferzahlen

Zivilisten, führte Schogui aus, seien bei den Einsätzen nicht zu Schaden gekommen. Schon in den vergangenen Tagen hatte Moskau empfindlich auf Vorwürfe reagiert, wonach bei den Luftangriffen auf Rebellen immer wieder auch zahlreiche Menschen getötet worden seien, die nicht in die kriegerische Auseinandersetzung involviert waren. Vor allem Unterstützer der Opposition, aber auch westliche Regierungen hatten dagegen von täglich dutzenden toten Zivilisten bei den Angriffen berichtet.

Schon in den vergangenen Tagen hatten mehrere sunnitische Milizen, die in Syrien gegen die Truppen von Bashar al-Assad kämpfen, sich gegen die "russisch-iranische Besatzung Syriens" zusammengeschlossen. Dafür fordern sie Unterstützung sunnitischer Nachbarstaaten.

Vertreter der schiitisch dominierten irakischen Regierung haben dagegen Unterstützung für die russische Intervention bekundet. Der Chef des irakischen Verteidigungs- und Sicherheitsrates, Hakim al-Zamili, sagte Mittwoch zu Journalisten, auch sein Land könne bald Russland um Angriffe auf den IS ersuchen. "Wir hoffen, dass Russland eine größere Rolle im Irak spielt – jedenfalls größer als die USA."

Die deutsche Regierung hat angesichts der verschärften Gegensätze zwischen russischen und amerikanischen Interessen vor einer Konfrontation der Großmächte gewarnt. Außenamtssprecher Martin Schäfer nannte die Situation "brandgefährlich". Sie gehe "über einen Stellvertreterkrieg hinaus". Frankreichs Präsident François Hollande sagte, die religiösen Konflikte in der Region drohten in einen "totalen Krieg" zu münden. (red, 8.10.2015)