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Schiffe sollen in Libyen funktionsuntüchtig gemacht werden, bevor sie von Schlepperbanden eingesetzt werden können.

Foto: EPA/STR

Rom – Der EU-Militäreinsatz gegen Schlepper im Mittelmeer wird ab Mittwoch ausgeweitet. Ziel des Einsatzes ist, verdächtige Schiffe aufzubringen und zu zerstören.

Die "Eunavfor Med" genannte Mission wird laut EU-Mitteilung in "Sophia" umbenannt – nach einem Flüchtlingsbaby, das im August vor der Küste Libyens auf einem Schiff der Mission auf die Welt gekommen sei. Das Hauptquartier der Mission wurde in einem Militärflughafen in Rom eingerichtet.

Grünes Licht

Mitte September hatten die EU-Staaten grundsätzlich grünes Licht für den Eintritt in diese zweite Phase der Operation gegeben. Die Ausweitung des Militäreinsatzes soll es den seit Juni im Mittelmeer stationierten EU-Schiffen ermöglichen, außerhalb der libyschen Küstengewässer fahrende Schiffe zu stoppen und zu zerstören. Mutmaßliche Kriminelle müssten dann mit einer Festnahme rechnen.

14 europäische Länder beteiligen sich an der einjährigen Mission. Sie liefern Personal, Schiffe oder Flugzeuge dafür. Die am Einsatz beteiligten Länder sind neben Italien Großbritannien, Deutschland, Slowenien, Griechenland, Frankreich, Luxemburg, Spanien, Belgien, Finnland, Ungarn, Litauen, die Niederlande und Schweden. Koordiniert wird der Einsatz von dem italienischen Marineschiff "Cavour" aus, Leiter der Mission ist der italienische Admiral Enrico Credendino.

Schiffe "funktionsuntüchtig" machen

Schon in den nächsten Tagen sollen zu den Schiffen, die seit Juni im Einsatz sind, weitere dazukommen. Sie werden von Frankreich, Spanien, Großbritannien, Belgien und Slowenien geliefert, hieß es aus dem Hauptquartier der Mission in Rom. Neben Schiffen sollen auch Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen und U-Boote zum Einsatz kommen.

3.000 Todesopfer bei Überfahrt

Auf dem Weg über das Mittelmeer sind nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr etwa 3.000 Menschen ertrunken. "Das Mittelmeer bleibt die tödlichste Route für Flüchtlinge auf unserem Planeten", sagte IOM-Direktor William Lacy Swing in Genf.

Dies sei "unnötig, absolut vermeidbar und völlig inakzeptabel", sagte Swing angesichts möglicher neuer Todesfälle, die aber noch nicht bestätigt seien. Insgesamt seien bisher 558.000 Migranten mit dem Boot nach Europa gelangt, mehr als doppelt so viele wie im gesamten vergangenen Jahr.

Die griechische Küstenwache hat bei mehreren Rettungsaktionen binnen 24 Stunden 423 Flüchtlinge aus den Fluten vor den Ostägäisinseln gerettet. Diese Zahl beinhaltet nicht die Migranten, die aus eigener Kraft eine der griechischen Inseln erreicht hätten. Nach IOM-Angaben sind dieses Jahr in Griechenland 420.000 Migranten angekommen.

Am Dienstagvormittag kamen mehr als 2.500 Migranten an Bord von Fähren von den Inseln in Piräus an. Befragt von Reportern sagten sie in ihrer Mehrheit, sie wollen nach Westeuropa weiterfahren. (APA, 6.10.2015)