Der Aushang informiert die Bettler in vier Sprachen, dass das Schlafen und Lagern unter der Brücke verboten sei und ihre Gegenstände beim Abfallservice abzuholen sind.

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Die notdürftig aufgelegten Matratzen und andere Habseligkeiten unter dem Traklsteg werden vom Abfallservice geräumt und zwei Monate lang aufbewahrt.

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Salzburg – Regelmäßig räumen Mitarbeiter des Salzburger Abfallservices im Auftrag der Stadt die Notlager von Bettlern unter Brücken in der Stadt Salzburg. In den frühen Morgenstunden des Montag war ein Lager unter dem Traklsteg an der Reihe. Rund zehn Bettler hatten ihre Matratzen und einige Habseligkeiten unter den Brückengeländern zurückgelassen. Die Mitarbeiter des Abfallservice haben den Auftrag, die Dinge einzusammeln. Vier Mülltonnen stehen dazu bereit.

Das Hab und Gut der Bettler wird zwei Monate lang aufbewahrt. Wo es abzuholen ist, darüber informiert sie ein Aushang auf Deutsch, Rumänisch, Ungarisch und Slowakisch. Vor den Räumungen werden die Bettler zudem von Sozialarbeitern oder Mitgliedern des Roma-Vereins Phurdo informiert. Von ihren notdürftigen Plätzen, die Schutz vor Regen bieten, werden die meist aus Rumänien stammenden Bettler mit den regelmäßigen Lagerräumungen vertrieben. Die im Juli 2014 angekündigte Notunterkunft für 50 Bettler gibt es bis dato noch nicht.

Sozialstadträtin: Dauerhaftes Quartier erst ab Frühjahr

Auf STANDARD-Anfrage erklärt die Salzburger Sozialstadträtin und Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ), es sei ein langfristiges Notquartier gefunden worden. Dieses werde ab Februar oder März 2016 zur Verfügung stehen. Warum das so lange gedauert habe? "Es ist nicht einfach, ein dauerhaftes Notquartier zu finden. Nicht jeder ist bereit, etwas für Bettler zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig muss die Infrastruktur passen", sagt Hagenauer. "Es hat ein paar Monate länger gedauert, aber wir haben es geschafft."

Stadt und Land Salzburg werden je 100.000 Euro für die ganzjährige Unterbringung zur Verfügung stellen. Wo genau das Quartier, das Platz für 50 Frauen und Männer bieten soll, eröffnet werde, könne noch nicht bekanntgegeben werden, sagt die Stadträtin.

Anrainer werden über Notquartier informiert

Über die Wintermonate werden die Bettler wie im Vorjahr in einem Übergangsquartier der Caritas übernachten können. Zur durchgehend geöffneten "Arche Süd", in der 20 Frauen Unterschlupf finden können, kommt ein zweites Übergangsquartier für 25 bis 30 Männer. Der Standort werde erst nächste Woche bekanntgegeben, die Anrainer müssten noch informiert werden, sagt Hagenauer.

Neben der Unterkunft steckt die Stadt jährlich 30.000 Euro in aufsuchende Sozialarbeit und unterstützt den vom Neos-Gemeinderat Sebastian Huber initiierten Virgilbus zur medizinischen Versorgung von Obdachlosen. (Stefanie Ruep, 5.10.2015)