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Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Die Rächer der Enterbten haben wieder zugeschlagen. Nach den inländischen Obdachlosen entdeckt die FPÖ, von Ursula Stenzel biografisch verstärkt, neue Opfer, um die es sich zu kümmern gilt: tatsächliche und in der Zukunft zu erwartende Opfer des Antisemitismus.

Das ist ehrenhaft und wäre an sich okay, lässt aber auf eine tiefgehende Spaltung der Parteipersönlichkeit schließen. Falls die beiden wirklich Ernst machen, könnten sich einige Wähler und auch einige Parteimitglieder heftig auf den Schlips getreten fühlen. Eine Partei, die "Zu viel Fremdes tut niemandem gut" plakatierte, hat sich nicht gerade als kosmopolitisch offen hingestellt. Heinz-Christian Strache sollte dringend in den Aussendungen seiner eigenen Partei blättern, wenn er schon die Medienberichte ignoriert: Was FPÖ-Politiker in Hohenems mit Museumsdirektor Hanno Loewy abgezogen haben, spottet jeder Beschreibung, auch die unrühmlichen Auseinandersetzungen mit Ariel Muzicant und die geradezu manisch wiederkehrenden Ausritte gegen die Ostküste fügen weitere Steinchen ins lustige Kaleidoskopbild, das sich vor dem Auge des umworbenen Wählers ausbreitet. Das Gedächtnis der Wiener Juden reicht hoffentlich länger als bis 2014.

Wie sich Ursula Stenzel, die nicht gerade im Verdacht steht, dem Kommunismus zu frönen, die von der FPÖ angekündigte Oktoberrevolution in Wien tatsächlich vorstellt, hat sie auch noch nicht umrissen. (Julya Rabinowich, 4.10.2015)