Die optimale Betreuung von Herzschwäche-Patienten in interdisziplinären therapeutischen Teams und neuartige Behandlungsmethoden stehen im Mittelpunkt des Dreiländertreffens Herzinsuffizienz (noch bis 3. Oktober), das heuer in Seefeld in Tirol stattfindet.

Präsentiert werden auch aktuelle Forschungsergebnisse aus Österreich und Deutschland, die künftige therapeutische Ansätze beeinflussen könnten. Das Tagungsthema ist nicht nur von medizinischer, sondern auch von höchster gesundheitspolitischer Relevanz. Geschätzte 300.000 Personen sind in Österreich von Herzinsuffizienz betroffen.

Immunsuppression nützt langfristig

Eine das Immunsystem unterdrückende Therapie (Immunsuppression) erweist sich bei Herzmuskelentzündungen als wirksam, bei denen kein Virus als Ursache für den Entzündungsprozess nachgewiesen werden kann. Das zeigt eine aktuelle Studie der Med-Uni Wien. Jene Studienteilnehmer, die mit Immunsuppressiva behandelt wurden, hatten ein geringeres Risiko zu versterben oder eine Herztransplantation oder Implantation eines unterstützenden Gerätes zu benötigen als Patienten in der Kontrollgruppe.

"Unsere Daten liefern deutliche Hinweise für einen langfristigen Nutzen einer immunsupprimierenden Therapie in dieser speziellen Patientengruppe ", sagt Herzspezialist Gerhard Pölzl. Als nächstes sei eine prospektive, randomisierte Studie notwendig, bevor sich diese Therapie in der klinischen Routine etablieren kann.

Bei der sogenannten virus-negativen inflammatorischen Kardiomyopathie lässt sich durch eine Biopsie des Herzmuskelgewebes eine Entzündungsreaktion, jedoch kein Erreger nachweisen: Die Entzündung läuft also ohne "äußeren Feind" weiter und ist bisher schwer therapierbar. Die Krankheit geht typischerweise mit Anzeichen der Herzschwäche einher, zum Beispiel Leistungsminderung, Atemnot unter Belastung oder geschwollene Beine, und betrifft häufig auch junge Patienten.

Besseres Disease-Management

Strukturierte Disease-Management-Programme, in denen Betroffene interdisziplinär und sektorenübergreifend betreut werden, gelten als optimale Form der Versorgung von Herzinsuffizienz-Patienten. Dass in solchen Programmen geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich Nutzung, Benefits und medikamentöser Behandlung zu beobachten sind, zeigt eine aktuelle Arbeit des interdisziplinären Netzwerks Herzinsuffizienz am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg, die beim Dreiländertreffen präsentiert wird.

Zentrales Ergebnis – in diesem Fall in einem von einer Herzinsuffizienz-Schwester koordinierten und telefonbasierten Betreuungsprogramm: Frauen mit systolischer Herzinsuffizienz waren in dieser Studie älter und litten an weiter fortgeschrittenen Formen der Erkrankung als Männer, außerdem wiesen sie schlechtere Werte bei der physischen und psychischen Lebensqualität auf.

"Wahrscheinlich hatten Frauen deshalb unterschiedliche Schwerpunkte in der Nutzung des Betreuungsangebots", berichtet Studienautor Dominik Menhofer. Die Anzahl und Dauer der Telefonkontakte während der Betreuung unterschied sich nicht zwischen Männern und Frauen, jedoch besprachen Frauen häufiger ihre Herzinsuffizienzsymptome und ihre nicht-kardialen Begleiterkrankungen.

"Männer und Frauen profitierten durch das strukturierte Betreuungsprogramm hinsichtlich einer Verbesserung ihrer Herzinsuffizienz-Therapie, allerdings erhielten Frauen dennoch seltener eine optimale Dosis von bestimmten Medikamenten, nämlich ACE-Hemmern und AT1-Antagonisten", so Menhofer.

Telemedizin funktioniert

Die telemedizinische Anbindung von Herzinsuffizienz-Patienten an das Zentrum, an dem sie behandelt werden, gewinnt in Betreuungsprogrammen an Bedeutung. Dass Betroffene bei kompetent konzipierter und durchgeführter Schulung gut mit den Messgeräten und der Datenübermittlung zurechtkommen, zeigt eine Untersuchung der Charité – Universitätsmedizin Berlin, die beim Kongress vorgestellt wird.

"Durch die Schulung im häuslichen Umfeld und die Einbeziehung der Angehörigen gelingt es, eine Vertrauensbasis für eine tragfähige Beziehung zwischen Patienten, Angehörigen und dem betreuenden Team im Telemedizinzentrum zu schaffen", so Oliver Deckwart, Erstautor der Studie.

"Außerdem können zusätzliche betreuungsrelevante Informationen gewonnen werden. Das Schulungskonzept, die einfache Gerätebedienung und das Engagement der schulenden Pflegefachkräfte ermöglicht selbst Betagten und Hochbetagten die Teilnahme an einer telemedizinischen Mitbetreuung."

Eingeschlossen in die Untersuchung wurden mehr als 300 Patienten. 99 Prozent der geschulten Patienten waren am Tag nach dem Training selbständig in der Lage, die telemedizinischen Geräte zu bedienen, 96 Prozent konnten vollständige Messungen einschließlich EKG, Blutdruck, Gewicht und Angabe des Befindens durchführen. (red, 2.10.2015)