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Facebook-Managerin Sheryl Sandberg empfiehlt, endlich den gesamten Talentepool zu nutzen, also mehr Frauen auf die Vorstandsebene zu holen. Und zwar so schnell wie möglich.

Foto: Richard Drew / AP

Sheryl Sandberg hat die Nase voll. Liest man ihren Gastkommentar in der "Washington Post", wird das mehr als deutlich. Seit Jahren setzt sich die Facebook-Geschäftsführerin für mehr Frauen in der Chefetage ein und schrieb zwei Bestseller, in denen sie sich mit Tipps und Tricks direkt an Frauen wandte: Lean In (Hängt euch rein) heißt seither auch die Organisation, in der sich Sandberg für Gleichberechtigung einsetzt. Verändert hat sich in den vergangenen Jahren nur wenig, geht auch aus einem Bericht hervor, den leanin.org nun gemeinsam mit dem Beratungsinstitut McKinsey herausgegeben hat.

Auf jeder Ebene unterrepräsentiert

An der Studie "Women in the Workplace 2015" nahmen 118 Unternehmen mit etwa 30.000 Angestellte teil. Diese gaben nicht nur Zahlen preis, sondern verrieten auch Strategien der Personalpolitik und allgemeine Einstellungen zu Gender und Jobzufriedenheit. Das Fazit: Frauen sind noch immer auf jeder Ebene der Wirtschaftswelt unterrepräsentiert. Die Gründe dafür sind allerdings komplizierter, als viele annehmen, steht darin zu lesen. Frauen würden schlichtweg größere Hindernisse in ihrer Karriere hinnehmen müssen, der Weg nach oben sei viel steiler.

Zehnmal zum Mars

"Mit der jetzigen Geschwindigkeit sind wir noch mehr als 100 Jahre von Gleichberechtigung auf der Vorstandsebene entfernt", schreibt Sandberg, aber sie will es noch deutlicher sagen: "Würde die Nasa heute eine Person ins All schicken, dann könnte diese zehnmal am Mars vorbei zum Pluto fliegen und zur Erde zurückkehren, bevor Frauen die Hälfte auf der Vorstandsebene ausmachen."

Die Arbeitswelt sei für Frauen nicht die gleiche wie für Männer, heißt es in der Studie. Zu wenige würden einen Spitzenjob anstreben, Grund dafür seien aber nicht Familienwünsche. Auch Frauen ohne Kinder berichten in der Studie über Stress und Druck als wichtigsten Faktor. Sandberg vermutet hier ein Ungleichgewicht.

Ohne Frauen geht nichts

Dass es nur wenige Frauen in die Vorstände schaffen, sieht Sandberg als gefährlich an: "Wenn Frauen nicht weiterkommen, kommt auch die US-amerikanische Unternehmerwelt nicht weiter. Es gibt einen enorme Menge an Beweisen, dass Diversität in Teams und Organisationen sich positiv auf Innovation, Kreativität, Umsatz und Profit auswirkt."

Not bossy but the boss

Um etwas zu ändern, müsse man schon bei den Jugendlichen ansetzen, sagt Sandberg. Sie beschrieb das bereits in ihren Büchern und kritisierte vor allem das Wort "bossy", mit dem im englischsprachigen Raum viele ehrgeizige Frauen umschrieben werden. Eine Kritik, für die sie prominente Unterstützung erhielt: "I'm not bossy. I'm the boss", schaltete sich Beyoncé in die Debatte ein. "Wenn Mädchen schon auf dem Spielplatz 'bossy' genannt werden, während Buben zum Führen ermuntert werden, wirkt diese Dynamik bis in die Arbeitswelt", schreibt Sandberg.

Was kann man tun? Transparenz und Training sind für Sandberg zentral. Von Best-Practice-Beispielen könne man viel lernen, und Weiterbildung und Workshops sieht sie besonders für Manager, die den Arbeitsalltag so vieler Menschen prägen, als wichtig an. "Veränderung ist nie einfach. Aber wir können große Fortschritte schneller erreichen, als man glauben würde. Wir haben den Mond nach acht Jahren intensiver Anstrengung erreicht – nicht nach 80", schreibt sie am Ende ihres Kommentars. Dadurch stärke man nicht nur die Arbeitswelt, sondern erhöhe auch das Wirtschaftswachstum und schaffe Vorteile für Angestellte und Familien. (lhag, 2.10.2015)