Graz – Unter jungen Papas könnte man sich Männer vorstellen, die gerade ein wenig zur Ruhe gekommen sind – nach der anstrengenden Phase des Vaterwerdens. Bei der schottischen Band Young Fathers täuscht man sich da allerdings. Das Trio heißt nur deshalb so, weil die drei Musiker allesamt die Namen ihrer Väter tragen. Das Ziel der Band ist kein geringeres, als "Wände niederzureißen". Und zwar die Wände zwischen den Menschen.

Das Mittel der Wahl sind dabei "Molotowcocktails aus brennbarem Bass in Flaschen aus Rhythmus", verknüpft mit politischen Texten – oder eben einem "Grunzen und Knurren", wo die Wörter nicht hinreichen. So beschreibt Sänger Alloysious Massaquoi jene explosive Form von Hip-Hop, zusammengebraut aus Soul-, Dub-, Rave- oder R-'n'-B-Einflüssen, mit der sich das Trio aus Edinburgh einen Namen gemacht hat. Als "Bombeneinheit" bezeichnet sie das Label Anticon, auf dem im vergangenen Jahr das Album Dead erschien, das Massaquoi und seine Kollegen Kayus Bankole und Graham Hastings Bekanntheit brachte. Es trug den Musikern, die sich eigentlich schon vor 13 Jahren bei einer Hip-Hop-Nacht für Jugendliche kennenlernten, den Mercury Prize ein.

Beim Steirischen Herbst präsentiert das hochproduktive multiethnische Trio indes bereits den Nachfolger von Dead: das Album White Men Are Black Men Too (2015). Die entsprechende Zeile stammt aus einem Stück mit dem Titel Old Rock n Roll, das auf provokante Weise die Frage thematisiert, inwiefern Vorurteile sich unter Umständen einfach umkehren können.

Auf White Men Are Black Men Too bewegen sich die Väter näher Richtung Pop, werden nun vielleicht doch ein winzig kleines bisschen ruhiger. Immer wieder zeigen sich zwischen den dunklen, bedrohlich funkenden Wolken Sonnenstrahlen. Dennoch hat die Botschaft bei den Young Fathers stets Vorrang vor der Glätte. "Klinische Reinheit würde alles zunichtemachen", hat das Massaquoi einmal erklärt. (Roman Gerold, Spezial, 2.10.2015)