Wien – Die Wien-Bibliothek im Rathaus hat den Nachlass des österreichischen Schriftstellers ("Bambi") Felix Salten (1869-1945) erworben. Das teilte das Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) am Mittwoch mit. Der Bestand befand sich bis dato in Zürich im Besitz der Enkelin Lea Wyler.

Im Nachlass sind laut Aussendung zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte Werke enthalten, vor allem Arbeiten, die nach 1938/1939 entstanden sind. Zu den unpublizierten Schriften zählt ein 65 Seiten umfassendes Originaltyposkript mit dem Titel "Erinnerungen" mit eigenhändigen Korrekturen des Autors.

Als "veritable Sensation" wurden die im Nachlass enthaltenen Briefe bezeichnet. Abgesehen von der umfangreichen Familienkorrespondenz mit der Ehefrau Ottilie (1868-1942) sowie mit den Kindern Anna Katharina (1904-1977) und Paul (1903-1937) finden sich darin große und inhaltsreiche Konvolute von Schriftstücken aus der Feder der Autoren der Gruppe "Jung-Wien" wie Peter Altenberg, Raoul Auernheimer, Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann, Felix Dörmann, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Arthur Schnitzler, Jakob Wassermann und Stefan Zweig.

Darüber hinaus sind in großen Mengen Briefe von Otto Julius Bierbaum, Max Brod, Sigmund Freud, Egon Friedell, Gerhard Hauptmann, Heinrich und Thomas Mann, Robert Musil, Joseph Roth, Grete von Urbanitzky und Bertha Zuckerkandl überliefert. Auch Briefe von Felix Salten selbst sind erhalten, unter anderem finden sich 37 eigenhändige Briefe an die Verlegersgattin Hedwig Fischer.

Tagebücher, Kalender und Fotografien

Auch zahlreiche Lebensdokumente finden sich nun im Bestand, etwa Tage- und Adressbücher sowie Kalender und Fotografien. Auch ein komplettes Manuskript des 1934 verstorbenen "Jung-Wien"-Autors Hermann Bahr ist im Nachlass zu finden. "Die Andere/Die Geigerin" umfasst 187 Blatt und trägt die Aufschrift: "Nach meinem Tod Felix Salten zu übergeben."

"Der Salten-Nachlass ist ein sensationeller Neuerwerb für die Wien-Bibliothek, der vor allem durch seinen Briefwechsel mit zahlreichen Geistesgrößen neue Einblicke in die Zeit und das Leben Felix Saltens bringt. Der Ankauf ergänzt die Handschriftensammlung in hervorragender Weise und ist von größter Bedeutung für die Kulturgeschichte der Stadt Wien und nicht zuletzt für die wissenschaftliche Forschung", freute sich Kulturstadtrat Mailath-Pokorny.

Salten, 1869 unter dem Namen Siegmund Salzmann in Budapest geboren, begann seine Karriere als Journalist und Schriftsteller, arbeitete als Theater- und Filmkritiker der "Neuen Freien Presse", schrieb Operettenlibretti, Theaterstücke und Film-Drehbücher und folgte 1927 Raoul Auernheimer als Präsident des österreichischen PEN-Clubs nach. Sein Freund Arthur Schnitzler war Gründer und Ehrenpräsident. Nach einem wenig geglückten Auftritt auf einer Tagung in Dubrovnik, in der er nicht gegen das Vorgehen Nazi-Deutschlands Position bezog, legte er 1933 diese Funktion zurück und emigrierte schließlich 1939 in die Schweiz, wo er 1945 in Zürich starb. Berühmt wurde er durch die 1923 veröffentlichte Tiergeschichte "Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde". Er ist auch der mutmaßliche Verfasser von "Josefine Mutzenbacher", einem Klassiker der erotischen Literatur. (APA, red, 30.9.2015)