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Frauen sind die besseren Hedgefonds-Managerinnen, zu diesem Schluss kommt eine Studie.

Foto: REUTERS/Issei Kato

Wien – Anleger, die den Markt schlagen wollen, können eine einfache Regel beherzigen: Am besten ist das eigene Vermögen in Hedgefonds aufgehoben, wenn diese von Frauen gemanagt werden. Der US-Thinktank Hedge Fund Research (HFR) gibt einen Index heraus, der die Performance von frauengeführten Hedgefonds abbildet. Dieser zeigt: Frauen haben ihre männliche Konkurrenz in Einjahres-, Dreijahres- und Fünfjahresfrist klar geschlagen.

Seit 2007 haben Hedgefonds mit Frauen an der Spitze eine Gesamtrendite von 59 Prozent erzielt – zwölf Prozentpunkte mehr als der repräsentative Branchenindex. Seit 2007 betrug die durchschnittliche Jahresrendite des HFR-Frauenindex 5,64 Prozent. Die 2000 größten Hedgefonds der Welt erzielten 3,75 Prozent im Jahr.

Andere Risikoeinschätzung

"Es gibt viele Studien, die belegen, dass Frauen Risiken anders einschätzen als Männer", sagt Amanda Pullinger, die dem Netzwerk von Frauen in der Hedgefonds-Branche, 100 Women in Hedge Funds, vorsteht. Frauen sind stärker an langfristigen Renditen orientiert und gehen seltener hohe Risiken ein. Sie investieren vorsichtiger, verfolgen nachhaltige Investmentstrategien, sind länger veranlagt und verarbeiten typischerweise mehr Detailinformation bei ihren Entscheidungen. Pullinger sieht darin den Grund für das überdurchschnittliche Abschneiden von Fondsmanagerinnen – und für die geringe Anzahl an Frauen im Fondsmanagement: "Frauen setzen sich in männerdominierten Teams deshalb nur schwer durch." Männer sind weniger kooperativ und suchen häufig das Risiko. Die Folge: Die beiden Geschlechter können sich oft nicht auf eine Investmentstrategie einigen.

Obwohl Frauen an der Spitze von Beteiligungsfirmen nicht schlechter performen als Männer, haben nur drei Prozent der weltweit 9000 Hedgefonds – die weltweit geschätzte 2,7 Billionen Dollar verwalten, davon rund vier Milliarden von österreichischen Investoren – eine weibliche Spitze. Betrachtet man sämtliche Typen von Investmentfonds, sind es gerade einmal acht Prozent.

Das widerspricht der Marktlogik: Demnach sollte das verwaltete Vermögen immer zu den erfolgreichsten Beteiligungsgesellschaften fließen – also auch dorthin, wo Frauen am Ruder sind. Das ist nicht der Fall. Die von Hedgefonds-Managerinnen verwalteten Finanzvolumina haben in den vergangenen Jahren anteilsmäßig nur wenig zugenommen. Auch die Anzahl der frauengeführten Fonds stagniert. "Der Markt ist ineffizient", sagt HFR-Direktor Kenneth Heinz. "Es gibt so wenige Hedgefonds mit weiblicher Führung, dass Investoren oft gar nicht von ihnen wissen."

Träge Investoren

Die Beratungsgruppe KPMG hat jüngst im Rahmen einer Studie Investoren gefragt, warum sie kaum bis gar nicht in von Frauen verwaltete Fonds investieren. Fast drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie gerne verstärkt in von Frauen gemanagte Hedgefonds investieren würden, dass das Angebot aber zu klein sei. Fondsmanagerinnen wiederum berichten, dass die Beschaffung von Finanzmitteln für Frauen schwerer sei als für Männer: ein Widerspruch.

Der Fehler liegt in der Annahme, dass Investoren immer die größten Renditen suchen. Viele suchen vielmehr das einfachste Investment: Das Renommee und das verwaltete Finanzvolumen der Beteiligungsfirma sind oft wichtiger als die Performance. "Investoren vertrauen darauf, dass die größten Fonds langfristig die verlässlichsten Renditen erzielen", sagt Heinz. "Sie sehen keinen Grund, ihr Vermögen aus den großen Fonds abzuziehen und in andere, kleinere Fonds zu investieren." Die meisten von Frauen geführten Hedgefonds sind verhältnismäßig jung und klein – und deshalb für viele Investoren uninteressant.

Treue Investoren

Wenn Investoren ihr Vermögen einmal Managerinnen anvertraut haben, bleiben sie diesen in der Regel aber treu: Während der Finanzkrise verloren von Frauen gemanagte Fonds nur 9,6 Prozent des verwalteten Kapitals – gegenüber 19 Prozent, die Investoren aus der gesamten Branche abzogen. Dass HFR seit einigen Jahren den weltweit einzigen Hedgefonds-Frauenindex herausgibt, hat mehrere Gründe. Einerseits sollen frauengeführte Hedgefonds größere Aufmerksamkeit bekommen. Anderseits werden dadurch neue Anlagemöglichkeiten geschaffen. "Man kann direkt in den Frauenindex investieren", sagt Heinz. Die Performance des Index spricht durchaus dafür. "Investoren werden auf der Suche nach den höchsten Renditen nicht mehr an frauengeführten Fonds vorbeikommen." In Österreich gibt es jedoch noch kein Finanzprodukt, das an den HFR-Frauenindex gekoppelt ist.

Amanda Pullinger ist weniger optimistisch: Sie bezweifelt, dass in naher Zukunft viele große Hedgefonds von Frauen gemanagt werden. "Es gibt viele junge Frauen, die das Talent hätten, große Fonds zu führen. Aber viele schlagen frühzeitig einen anderen Weg ein, weil sie das Gefühl haben, dass der Weg an die Spitze der Hedgefonds-Industrie für sie viel schwieriger ist als für Männer."

Was ein Grund für den geringen Anteil von Frauen unter den Fondsmanagern ist, ist gleichzeitig mit ein Grund für deren überdurchschnittliches Abschneiden am Markt: Den Weg bis an die Spitze eines Hedgefonds gehen derzeit nur die allerbesten unter den vielen talentierten Frauen. (Aloysius Widmann, 2.10.2015)