Hätten alle Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher, die am Sonntag einem ÖVP-Bürgermeisterkandidaten ihre Stimme gegeben haben, auch auf Landtagsebene Schwarz gewählt, dann säße Landeshauptmann Josef Pühringer noch auf der kommoden Mehrheit, die er vor sechs Jahren mit 46,76 Prozent errungen hat. Tatsächlich verlor er diesmal mehr als zehn Prozentpunkte. Hingegen gingen bei den Bürgermeisterwahlen 47,38 Prozent der Stimmen an die ÖVP, aber nur 5,2 Prozent an die FPÖ: macht 309 ÖVP-Bürgermeister und neun freiheitliche. Auch das schwarze Gemeinderatsergebnis (39,6 Prozent) ist trotz Verlusten besser als das im Land.

One person, one party?

Generell fällt an den Ergebnissen der drei Wahlen – Landtag, Gemeinden, Bürgermeister – auf, dass das Prinzip "one person, one party" nicht leitmotivisch fürs Wählen ist. Man wählt variabel. Auf Landesebene etwa wurden weit mehr Orte blau eingefärbt als auf Gemeindeebene. Das liegt allerdings auch daran, dass die FPÖ in 58 Gemeinden – auffällig viele im Mühlviertel – gar nicht kandidiert hat. Die ÖVP hat in allen 442 Gemeinden Kandidaten aufgestellt, die SPÖ stand in 27 Orten nicht auf dem Wahlzettel, in 319 Gemeinden gab es keine Grünen.

So ein Nichtaufstellen eines SPÖ-Bürgermeisterkandidaten erklärt übrigens einen FPÖ-Misserfolg. Peter Bahn, Bürgermeister von Mehrnbach im Bezirk Ried im Innkreis, verlor das Amt nach 24 Jahren an Herausforderer Georg Stieglmayr (ÖVP), der 57,60 Prozent der Stimmen bekam. 2009 konnten die Mehrnbacher ihre Stimmen noch auf drei Bürgermeisterkandidaten aufteilen.

Schwarz vor Rot vor Blau

Vergleicht man die Auflistung der stimmenstärksten Parteien in den Gemeinden, dann zeigt sich: Die ÖVP hat bei der Landtagswahl in 341 Gemeinden die meisten Stimmen abgeschöpft, bei der Gemeinderatswahl sogar in 349. Die FPÖ hingegen bekam auf Landesebene in 89 Gemeinden die meisten Stimmen, bei der Gemeinderatswahl jedoch nur in 16. Trotz eines Zuwachses von 8,05 Prozentpunkten auf insgesamt 22,3 Prozent der Gemeinderatswahlstimmen bleiben die Blauen also weiterhin auf Platz drei. Die SPÖ war bei der Landtagswahl in neun Orten die Nummer eins, sie dominiert aber in 71 Gemeinderäten.

Wels wird blau

Ein symbolisch bedeutsamer Sieg, weil damit eine traditionell rote Bastion genommen wurde, ist der FPÖ in Wels gelungen. Sie katapultierte sich auf 43,1 Prozent vor die SPÖ (27 Prozent). Der Vorsprung von FPÖ-Kandidat Andreas Rabl (47,6 Prozent) gegenüber SPÖ-Kandidat Hermann Wimmer (27,4) für die Bürgermeisterstichwahl ist sogar noch größer.

An die große Wien-Wahl am 11. Oktober wird sich ja quasi ein "kleiner Wahltag" in Oberösterreich anhängen. Denn in insgesamt 46 Gemeinden muss in einer Stichwahl ermittelt werden, wer die neue Frau oder der neue Mann für das Bürgermeisteramt wird.

Darunter die Landeshauptstadt Linz. Sie ist zwar rot geblieben (32,02 Prozent, minus 8,95; die FPÖ überholte die ÖVP und hat fast 25 Prozent), aber Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ, 43,8 Prozent) muss gegen Bernhard Baier (ÖVP, 21,1 Prozent) ins Stechen.

Wo die rote Welt noch in Ordnung ist

In Steyr ist die rote Welt noch in Ordnung: Stadt weiter rot, Bürgermeister Gerald Hackl bestätigt – aber: Bei der Landtagswahl waren die meisten Kreuzerln bei den Blauen. Vor sechs Jahren reichte es da für die FPÖ nur für Platz drei. (Lisa Nimmervoll, 28.9.2015)