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Die Zeit, als dieses Tankstellendesign modern war, ist schon länger her. Seitdem hat sich die Zusammensetzung des Diesels öfter geändert. Nun sollen Additive zur effizienteren Verbrennung beigemischt werden. Es hagelt Kritik.

Foto: Reuters/Michael Dalder

Wien – Den Plan gibt es schon länger, nun bekommt er aber zusätzliche Brisanz: Mittels Beimischung von Reinhalteadditiven soll der Dieselkraftstoff im Motor besser verbrennen und damit helfen, Energie einzusparen. "Geht nicht", sagen Umweltgruppen und Grüne. "Geht schon", sagen Vertreter der Mineralölindustrie.

Die zusätzliche Brisanz ist dem Umstand geschuldet, dass rund um die aufgeflogene Affäre um gefälschte Abgaswerte von Millionen Dieselautos aus dem VW-Konzern die Umweltbilanz von Diesel an sich ins Zwielicht geraten ist. Durch Additive, über deren Wirkung es zumindest Zweifel gibt, werde die Bilanz nicht besser, sagte die Umweltsprecherin der Grünen, Christiane Brunner, dem STANDARD.

Gemäß dem seit Jänner in Kraft befindlichen Energieeffizienzgesetz müssen in Österreich alle Energielieferanten inklusive Mineralölhandel Anfang nächsten Jahres erstmals nachweisen, dass sie heuer um 0,6 Prozent weniger Energie an die Kunden ausgeliefert bzw. zu einem effizienteren Einsatz derselben beigetragen haben. Eine der umstrittenen Maßnahmen, auf die sich die Mineralölbranche gestürzt hat, ist die Beimischung von Additiven.

Berechnungsmethode

Die Beimischung wird als Berechnungsmethode von der Österreichischen Energieagentur (Austrian Energy Agency) anerkannt. Die Agentur überwacht als Monitoringstelle die Einhaltung des Energieeffizienzgesetzes. Den Nachweis, dass die Beimischung tatsächlich etwas bewirkt, soll das international tätige Prüfinstitut SGS erbringen. Darauf haben sich dem Vernehmen nach die Wirtschaftskammer Österreich, das Wirtschaftsministerium und die Energieagentur bereits verständigt.

Vom Energieeffizienzgesetz betroffene Unternehmen warten noch immer auf den Begutachtungsentwurf aus dem Wirtschaftsministerium. Dort sollen anrechenbare Maßnahmen zur Energieeinsparung aufgelistet sein. Das Wirtschaftsministerium muss ein Einvernehmen mit Sozial- und Umweltministerium herstellen. An Letzterem spießt es sich noch, wiewohl Dieseladditive vom Umweltministerium bereits akzeptiert sein dürften.

Es gibt kaum ein Labor der Welt, das nicht versucht hätte, eine Effizienzsteigerung durch Dieseladditive nachzuweisen; gelungen ist dies bisher nicht. In der Wirtschaftskammer glaubt man nun, den Nachweis erbringen zu können: Unter Anwendung des Industriestandards DW10 des Additivherstellers Lubrizol soll auf dem Prüfstand gemessen werden, dass "behandelter" Diesel um 0,6 Prozent effizienter verbrennt.

Wenn der Nachweis – zumindest auf dem Papier – gelingt, sei fast der gesamte Verkehrssektor in Sachen Energieeinsparung aus dem Schneider. Brunner: "Das ist nicht nur ärgerlich, weil echte Einsparmaßnahmen dann von der Branche nicht mehr gesetzt werden müssen. Es besteht auch die Gefahr, dass eine Übererfüllung im Bereich Diesel den gesamten Markt für Effizienzmaßnahmen kaputtmacht."

Österreich gehört zu den Ländern mit extrem hohem Dieselanteil. Rund 80 Prozent des gesamten Kraftstoffabsatzes im Land entfallen nach wie vor auf Diesel. (Günther Strobl, 29.9.2015)