Die Spenden am Westbahnhof müssen geordnet werden. Wiener Grünen-Chefin Vassilakou verspricht zu helfen.

Foto: Robert Newald

Zuvor geht es noch zum Stimmenfang auf das Währinger Straßenfest.

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Dort trifft Vassilakou unter anderem auf blau-grüne Wechselwähler.

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Wien – Das Erscheinen der Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou am Währinger Straßenfest wird nach hinten verschoben. In Zeiten der Flüchtlingskrise will die Spitzenkandidatin der Grünen Prioritäten setzen. Und gerade ist es ihr wichtiger, ein Briefing von der Caritas über die aktuelle Situation am Wiener Westbahnhof zu erhalten, als am Wahlkampfstand um Stimmen zu buhlen.

Vassilakou lässt sich von Klaus Schwertner, Generalsekretär der Wiener Caritas, durch die Spendenlager führen. Er berichtet ihr von den mehr als 1000 Freiwilligen, die seit Beginn der Flüchtlingsströme bereits geholfen hätten, von spendenfreudigen Wienern und von Geschäftsleuten, die Pizza für die Helfer brachten.

Selbst mitanpacken

Vassilakou will von ihm wissen, wie Kollegen aus der Schweiz helfen könnten, die sie kontaktierten. Oder aber auch, ob es Sinn habe, Spenden vom Westbahnhof nach Ungarn zu bringen, und wie sie die Caritas dabei am besten unterstützen könne.

An jenem Nachmittag sind eine Handvoll Freiwillige da, die Kleider sortieren. Je nach Raum findet man das Passende: In einem sind die Männersachen verstaut, in einem anderen Kinder- oder Frauensachen. Und ein Raum ist bis obenhin mit Decken voll. Das sieht zwar eindrucksvoll aus, aber Schwertner sagt: "So schnell kann man gar nicht schauen, wie das auch wieder leer ist."

Bei der Verabschiedung verspricht Vassilakou, selbst anzupacken. Sie habe zu Hause schon Kleidersäcke gerichtet, die sie am nächsten Tag vorbeibringen wolle. Dann könne sie gleich beim Sortieren helfen.

Doch davor wartet noch das Straßenfest. Vassilakou wählt die Linie U6, um in den 18. Bezirk zu gelangen. Auf der Fahrt schildert sie die zentralen Herausforderungen in Sachen Flüchtlinge: Zunächst gelte es, die bürokratischen Hürden für private Unterkünfte zu senken. Räumlichkeiten für Deutschkurse müssten geschaffen werden. Schließlich sei es wichtig, die Qualifikationen Neuankommender rasch anzuerkennen, damit sie am Arbeitsmarkt Fuß fassen können.

"Grüß Gott, Frau Sasilaku!

In der Währinger Straße wartet bereits die grüne Bezirksgruppe auf die Spitzenkandidatin. Statt Spenden entgegenzunehmen, werden nun Geschenke verteilt. Die Grünen wollen nach der Wahl wieder in die Regierung und setzen im Wahlkampf auf Stofftaschen mit der Aufschrift "Bio macht schön". Die Sackerln werden Vassilakou beinahe aus den Händen gerissen. Vor allem ältere Frauen sind von Vassilakou angetan, auch wenn es für manche schwierig ist, sich den Namen zu merken. "Grüß Gott, Frau Sasilaku! Auf dass Sie gewinnen!", ruft ihr eine Frau zu.

Dann bleibt ein Herr stehen, der ein Kapperl mit der Aufschrift "HC Strache" trägt. Um die Schulter hängt er sich die grüne Biotasche. Seine Begleitung giert nach einem Autogramm Vassilakous. Die ist sichtlich irritiert, wittert aber ihre Chance, neue Wählerschaft zu lukrieren und schüttelt artig die Hände des Paars.

Blau-grüne Wechselwähler

Dass die beiden kein Einzelfall sind, zeigt gleich darauf ein etwa 45-jähriger Mann im blitzblauen T-Shirt. Er gratuliert Vassilakou zu ihrer Arbeit, beteuert, auf Bezirksebene die Grünen zu wählen. Besonders gefällt ihm an der Vizebürgermeisterin, dass sie keine Konflikte scheue.

Umso überraschender dann sein Geständnis, wen er auf Landesebene wählen wird, nämlich die FPÖ. Und warum diese Diskrepanz? "Ich such' mir eben überall das Beste raus", grinst er. Von den "leeren Versprechungen" der SPÖ habe er jedenfalls die Nase voll. (Rosa Winkler-Hermaden, 29.9.2015)