Wien – Auch wenn die Eigentümerstrukturen nun getrennt sind: Die an ein Konsortium um den deutschen Investmentbanker Patrick Bettscheider verkaufte Spezialfinanzierungsbank Kommunalkredit Austria bleibt über ein Dienstleistungsvertragswerk mit der staatlichen Bad Bank "KA Finanz" verbandelt. Das heißt, dass Kommunalkredit-Beschäftigte weiter zum Teil auch für die Bad Bank arbeiten.

Seit Montag hat der Bund auch das Geld für die verkaufte Bank: Samt Gewinnen, die zwischen Vertragsunterzeichnung (Signing) und Abschluss (Closing) anfielen, belief sich der Kaufpreis jetzt auf 142 Mio. Euro.

In einer Mitteilung zum Teilverkauf wird deponiert, dass die Leistungsverträge bleiben: "Das Service Level Agreement, unter welchem die KF (KA Finanz) operative Dienstleistungen aus der KA (Kommunalkredit Austria) bezieht, bleibt auch unter der neuen Eigentümerschaft bestehen, sodass die operative Stabilität der KF gewährleistet ist."

Schon seit die alte Kommunalkreditgruppe nach der Notverstaatlichung 2008 zerschlagen und in eine "Good Bank" (Kommunalkredit Austria) und in eine "Bad Bank" (KA Finanz) zerteilt wurde, bediente sich die KA Finanz nach einem eigenen Vergütungsprinzip der Dienste der Mitarbeiter der Kommunalkredit. Im Schnitt dürften die Kommunalkreditmitarbeiter zu einem Drittel auch KA-Finanz-Agenden mitbetreut haben.

Doppelfunktionen

Aufgelöst wurden am Montag allerdings die Doppelfunktionen der Vorstände. Bisher waren Kommunalkredit AG und KA Finanz von Alois Steinbichler und Helmut Urban, in Personalunion, geführt worden.

Mit dem Kontrollwechsel in der Kommunalkredit Austria sind die derzeitigen Organe Vorstand und Aufsichtsrat zurückgetreten. Steinbichler führt die Kommunalkredit auch unter dem neuen Eigentümer weiter. Sein Co wurde dort Wolfgang Meister, bisher Leiter des Bereiches Strategie und Recht.

Helmut Urban bleibt Vorstand in der KA Finanz, sein Mandat in der (verkauften) Kommunalkredit Austria hat er aufgegeben. Für die KA Finanz soll demnächst der zweite Vorstand ausgeschrieben werden.

"Neustart"

Neuer Aufsichtsratschef der Kommunalkredit Austria ist Ulrich Sieber. Der einstige Commerzbank-Vorstand war Bettscheiders Partner bei früheren Transaktionen.

Bettscheider & Co haben mit der Bank und der Marke auch alle Mitarbeiter und Beteiligungen übernommen und rund 4,5 Mrd. Euro Bilanzvolumen, das im Rahmen der EU-Auflagen zum Verkauf gelangen durfte. Die "entstaatlichte" Bank darf jetzt auch wieder Neugeschäft machen. Bankchef Steinbichler sprach am Montag von einem "Neustart mit einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell". Jetzt könne man das Geschäftsmodell ohne Einschränkungen betreiben.

Der ganze Deal war recht komplex: Im ersten Schritt wurde am 26. September der ganze Betrieb der KA (inkl. aller Töchter, wie Kommunalkredit Public Consulting/KPC) mit einer UGB-Bilanzsumme von 4,5 Mrd. Euro abgespalten und in eine neu gegründete Gesellschaft (KA Neu) übertragen. Der verbleibende größere Rest (6,7 Mrd. Euro) wurde auf die Bad Bank KA Finanz (KF) fusioniert. Rechtswirksam im Firmenbuch verankert ist dies alles seit 26. September 2015, 00:00 Uhr.

Im zweiten Schritt gab es heute, 28. September, den formellen Eigentümerwechsel. Die Bundes-Bankenholding Fimbag hat ihre 99,78 Prozent an der "KA Neu" an das Käuferkonsortium der Gesona Beteiligungsverwaltung GmbH (Gesona) verkauft. Die restlichen 0,22 Prozent bleiben beim Gemeindebund.

Im Käuferkonsortium sind die englische Interritus Limited, deren Aktionäre nach Kommunalkredit-Angaben Family Offices und "Investoren mit langfristiger Wertorientierung" seien, und die irische Trinity Investments Limited, die vom Londoner Vermögensverwalter Attestor Capital LLP verwaltet werde. Das Käuferkonsortium plane die Fortführung und den Ausbau des Bankbetriebes. Schwerpunkte: Finanzierung/Beratung für Infrastrukturprojekte (z.B. Straßen, Spitäler, Energie). (APA, 28.9.2015)