Kindliche Spontaneität und Aufgewecktheit spiegeln sich plötzlich im Gesicht von Greta Klingsberg. Sie steht vor einem Museumsbildschirm, auf dem eine Originalaufnahme der Kinderoper Brundibár von Hans Krása aus dem KZ Theresienstadt läuft. "Hier bin ich", ruft sie, zeigt auf den Monitor und beginnt ihren Text mitzusingen.

Die Szene aus dem Dokumentarfilm Mut zum Leben (2013) ist auffällig, weil sie auf berührende Weise auf die verlorene Kindheit der heute über 80-jährigen Zeitzeugin verweist. Einer Kindheit, die von den Konzentrationslagern Theresienstadt und ab 1944 Auschwitz geprägt war. Wo ihr, wie sie sagt, nichts blieb als der eigene Körper. Wo sie eine Zahnbürste aus Stroh fertigte, im Versuch Menschlichkeit und Würde zurückzugewinnen.

51 Mal spielte sie damals die weibliche Hauptrolle in der Oper. Im Film Wiedersehen mit Brundibár (2014) trifft sie in einem Vorzeigebeispiel von Geschichtsvermittlung die Buben und Mädchen der Jugendtheatergruppe der Berliner Schaubühne. Klingsberg knüpft enge Beziehungen zu den jungen Schauspielern, die an einer Neuaufführung des Stücks arbeiten, von dem die Zeitzeugin im Film sagt: "Brundibár war noch die einzige Rettung, dass man eben diese paar Stunden das Rundherum vergessen konnte."

Die Österreichische Gesellschaft für Exilforschung (öge) würdigt die 1929 in Wien geborene Klingsberg diesen Donnerstag für ihr Engagement bei der Aufklärung über die Shoa und für ihren Einsatz gegen Antisemitismus. Die Filme Mut zum Leben und Wiedersehen mit Brundibár sind Dienstag und Mittwoch in Anwesenheit Greta Klingsbergs im Metro-Kino zu sehen. (pum, 28.9.2015)