Wenn Babys Schnupfen haben, reduziert dies laut einer neuen Studie die Vielfalt der Mikrobenflora in der Nasenschleimhaut. Dies könnte das Risiko erhöhen, später chronische Atemwegserkrankungen zu bekommen, hieß es am Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Atemwegsmedizin (ERS) in Amsterdam am letzten Wochenende.

Frühere Studien hätten gezeigt, dass die Zusammensetzung der natürlichen Mikroorganismen etwa in der Lunge bei Personen mit chronischen Lungenkrankheiten anders sei als bei Gesunden, hieß es in einer Mitteilung der ERS.

Zusammenhang mit Asthma

Ebenso sei bekannt, dass Vireninfektionen im Babyalter das spätere Auftreten von chronischen Erkrankungen wie Asthma begünstigen. Wie beides – also Mikrobenflora und Virenerkrankungen – zusammenwirkt, hat das Team um Insa Korten von den Universitätsspitälern Basel und Bern nun erstmals nachgeprüft.

Für die kleine Studie wurden 32 ansonsten gesunde Kinder untersucht, die an der BILD-Studie (Basel Bern Infant Lung Development) teilnahmen. Ihnen wurden im Alter von fünf Wochen bis zu einem Jahr wöchentlich Wischproben von der Nasenschleimhaut genommen und darin die Mikrobenflora sowie zwölf Virentypen analysiert.

Es zeigte sich, dass die Mikrobenvielfalt reduziert war, wenn die Kinder mit Schnupfenviren (Rhinoviren) infiziert waren und Schnupfensymptome aufwiesen. Waren die Viren in der Nase, aber ohne Symptome auszulösen, reduzierte dies die Mikrobenvielfalt nicht.

Dezimierte Nasenflora

Dies deutet laut den Studienautoren darauf hin, dass die Immunabwehr gegen die Viren, die sich in den Symptomen äußert, auch die natürliche Nasenflora dezimiert. Bei Kindern, die im ersten Lebensjahr häufiger Schnupfen hatten, war die Mikrobenflora zum Studienende zudem insgesamt kleiner.

Demnach habe Schnupfen einen langfristigen Effekt auf die Nasenflora, fasste Korten zusammen. Dies könnte bedeutsam sein für die Vorbeugung und Therapie von chronischen Krankheiten wie Asthma. Zum Beispiel ließe sich womöglich mit der Gabe von "guten" Mikroben – ähnlich wie bei Probiotika für die Darmflora – ein vorbeugender Effekt erzielen.

Derzeit sei aber noch unklar, ob und wie eine geringere Vielfalt der Nasenflora das Risiko für chronische Krankheiten erhöhen könnte. Die Wissenschafter werden die Kinder bis zu ihrem 6. Lebensjahr weiter begleiten, um zum Beispiel zu prüfen, ob jene mit häufigerem Schnupfen eher Asthma bekommen. (APA, 28.9.2015)