Wenn es jemand im Smartphone-Geschäft wirklich eilig hat, dann Sony. Im Frühjahr schickte der Konzern die Xperia-Z4-Reihe in Asien an den Start, erst im Sommer erreichte sie unter dem Namen Z3+ hiesige Märkte. Und nun rückt der Konzern bereits mit dem Xperia Z5 und dem Z5 compact an.

Letzteres verspricht die gleiche Leistungsfähigkeit der großen Variante in einhandfreundlichem Format. In Zeiten, in denen fast jedes Smartphone mindestens über ein Fünf-Zoll-Display verfügt, für viele Nutzer eine Verlockung. Der WebStandard hat sich das Z5 compact näher angesehen.

Foto: derStandard.at/Pichler

In einem etwas dunkleren Pink (offizielle Betitelung: Koralle) präsentiert sich das Testgerät, das in ausgesprochen guter Verarbeitung mit geringen Spaltmaßen daher kommt. Es misst 127 x 65 x 8,9 Millimeter und wiegt dabei 138 Gramm. Der Rahmen besteht aus solidem, hochwertig wirkendem Kunststoff. Die Rückseite ist, wie bei der Reihe üblich, verglast.

23-Megapixel-Kamera

Die Abdeckung ist allerdings mattiert und beschichtet und folglich angenehm resistent gegen schnelle Verschmutzungen wie etwa Fingerabdrücke. Links oben prangt die 23-Megapixel-Kamera nebst Blitz, deren Linse nicht hervorsteht und von einem leicht erhöhten Schutzring vor direktem Kontakt mit flachem Untergrund bewahrt wird.

Eines der prägendsten Merkmale der Reihe wird freilich beibehalten: wasserdichtigkeit. Das Z5 compact soll bei einer Tiefe von maximal 1,5 Metern 30 Minuten Tauchzeit schadlos überstehen können.

Foto: derStandard.at/Pichler

Auf der rechten Seite hat Sony die Lautstärkewippe, den Ein/Aus-Schalter mit integriertem Fingerabdruckscanner sowie den separaten Kamerabutton untergebracht. Gegenüber verstecken sich unter einer Abdeckung die Einschübe für microSD-Karte und nanoSIM. An Ladegerät und zum Datenaustausch wird das Handy über einen microUSB-2.0-Port angeschlossen, der unterseitig verbaut ist.

Der Bildschirm weist eine Diagonale von 4,6 Zoll bei 1.280 x 720 Pixel auf. Während sich Sony mit dem großen Z5 und dessen 4K-Display einem fragwürdigen Pixelwahn hingibt, macht das Unternehmen bei der Kompaktvariante alles richtig. Mit 319 PPI ist bei normalem Nutzungsabstand alles aus einem Guss und einzelne Bildpunkte nicht unterscheidbar.

Auch bei Farben und Kontrast gibt es nichts zu meckern. Die maximale Helligkeit reicht aus, um auch im Sonnenlicht Inhalte am Display noch ausreichend erkennen zu können. Einzig die Farbkalibrierung, die sich jedoch ändern lässt, ist etwas "kalt" geraten und an die Brillanz moderner AMOLED-Panels kommt der Bildschirm ebenfalls nicht ganz heran.

Foto: derStandard.at/Pichler

Ein Snapdragon 810 befeuert das Innenleben des Androiden. Ihm stehen zwei GB RAM zur Seite. Der Akku kommt auf 2.700 mAh. Der interne Speicher fasst 32 GB, dem Nutzer stehen davon rund 18 GB zur Verfügung. Den Rest belegen System und vorinstallierte Apps. Sony hat Android 5.1 vorinstalliert und mit seiner eigenen Oberfläche überlagert.

Das Gerät beherrscht 3G, LTE, WLAN nach 802.11ac, Bluetooth 4.1 und NFC. Auch Radioempfang ist möglich. Viele Wünsche lässt die Ausstattung auf dem Papier nicht offen.

Liegt gut in der Hand

Und das gilt auch für die Praxis. Das Z5 compact liegt dank seiner wortwörtlich kompakten Maße gut in der Hand. Da es keine Hardwaretasten für die Navigation gibt, sondern Sony auf die Onscreen-Lösung setzt, ist auch das "Kinn" des Geräts, also der Randbereich unter dem Display, angenehm schmal. In Summe lässt sich der Androide fast immer ohne weiteres mit einer Hand steuern, lediglich Bedienelemente auf der linken oberen Seite des Displays (oder auf der rechten oberen bei Linkshändern) sind nur mit etwas Akrobatik zu erwischen.

Der Fingerabdruckscanner, der für schnelles Entsperren und mobile Bezahlung verwendet wird, ist gut positioniert und arbeitet zuverlässig. Da er seitlich gelegen ist, kann er am besten mit dem Daumen oder Zeigefinger erreicht werden.

Foto: derStandard.at/Pichler

Was sofort nach dem Start sehr positiv auffällt: Sony hat seine eigene Oberfläche extrem reduziert, sie unterscheidet sich nur noch geringfügig von "Vanilla Android". Dabei gibt es durchaus brauchbare Additionen, etwa die bekannten Sortierfunktionen für den App Drawer. Allerdings hat Sony auch zahlreiche Standard-Apps durch Eigenkreationen ersetzt – bis hin zur Tastatur und der Kontaktliste, deren Mehrwert sich zumeist nicht erschließt. Zusatzfunktionalität bringen jedoch Programme wie "Lifelog", das etwa einfache Fitnesstracking-Features beherrscht. Software, die keine Systemgrundfunktionen erfüllt, lässt sich erfreulicherweise deinstallieren.

Bei der Systemoptimierung hat man offenbar ganze Arbeit geleistet, denn das Handy reagiert stets verzögerungsfrei auf alle Eingaben – also so, wie man es angesichts des starken Snapdragon-810-Chips erwarten darf. Apps starten zügig, auch grafisch anspruchsvollere Games funktionieren ruckelfrei.

Foto: derStandard.at/Pichler

Benchmarks bestätigen den Eindruck. Mit 53.000 Punkten im Allroundtest mit Antutu (64 Bit) platziert sich das Z5 compact klar vor Geräten mit dem Snapdragon 808 (LG G4) oder Snapdragon 805 (Galaxy Note 4). Samsungs aktuelles Flaggschiff Galaxy S6 und auch andere Handys mit dem Snapdragon 810 (etwa das LG G Flex 2) hängt es zudem im Browserbenchmark Vellamo (Chrome) mit über 5.000 Punkten ab.

Ebenfalls erwähnenswert: Es gibt kein überbordendes Hitzeproblem. Nach mehreren Minuten schwerer CPU- und Grafiklast erwärmt sich das Handy zwar spürbar, erreicht aber keine unangenehmen Temperaturbereiche. Keine Selbstverständlichkeit bei dieser Plattform.

Akkulaufzeit

Keinen Grund zur Sorge gibt es in puncto Akkulaufzeit, was wohl auch der intelligent gewählten Bildschirmauflösung zu verdanken ist. Selbst wenn man das Handy eine Weile mit stärkerer Beanspruchung quält, kommt man komfortabel über den Tag. Für Gelegenheitsnutzer sollten – geschätzt – auch anderthalb Tage mit Reserve drin sein.

Über drei Energiesparmodi (Akkuschonmodus, Stamina und Ultra-Stamina) lässt sich aus der verbleibenden Ladung noch deutlich mehr herausholen. Letztere beiden Einstellungen deaktivieren allerdings diverse Funktionen im Gegenzug für das Konditionsdoping.

Foto: derStandard.at/Pichler

Schwächen zeigt das Handy in puncto Kamera. 23 Megapixel liest sich zwar schön üppig, sagt aber über die Bildqualität nicht viel aus. Dies bewahrheitet sich auch hier. In voller Auflösung reagiert die Kamera meist mit geringer Verzögerung, wenn die Lichtbedingungen nicht optimal sind – was dem Werbeversprechen eines "ultraschnellen Autofokus" von 0,03 Sekunden deutlich zuwiderläuft. Dazu geraten die Aufnahmen gern etwas detailarm und blass. Letzteres könnte sich durch Software-Updates wohl nachbessern lassen.

Flottere Aufnahmen gelingen, sobald man die Auflösung reduziert. Eine Erkenntnis, die auch den Entwicklern gekommen sein dürfte, denn standardmäßig ist die Kamera-App darauf konfiguriert, Bilder mit acht Megapixel aufzunehmen. Die Qualität der Fotos reicht aber auch dann nicht über besseren Durchschnitt hinaus. Erhebliche Einbußen sind unter reinem Kunstlicht beziehungsweise in dunkleren Situationen zu verbuchen. Mit manuellen Einstellungen sind normalerweise nur geringfügige Verbesserungen zu erzielen, der Automatikmodus arbeitet an sich gut.

Foto: derStandard.at/Pichler

Akustisch spielt Sonys neues Kompaktsmartphone ebenfalls nicht in höheren Ligen. Ist die Soundwiedergabe über Kopfhörer absolut passabel, so klingen die normalen Lautsprecher dumpf und scheitern an etwas tieferen Bässen sowie bei Höhen. Ein Manko, das wohl der wasserdichten Verarbeitung geschuldet ist.

In Fragen hinsichtlich Telefonie und Datenverbindungen weist das Z5 Compact eine brauchbare Empfangsstärke auf. Die Sprachqualität ist allerdings nur mittelmäßig. Der Gesprächspartner ist prinzipiell laut wahrnehmbar, der Klang allerdings dumpf und blechern. Bei höherem Umgebungslärm sind Verständnisprobleme denkbar. Man selbst ist auf der anderen Seite der Leitung aber gut zu vernehmen.

Fazit

Beim Xperia Z5 macht Sony vieles, aber nicht alles richtig. Ausstattung, Verarbeitung und Größe stimmen grundsätzlich, und die Entscheidung, an einem 720p-Display festzuhalten, ist richtig. Das Handy erweist sich als wahrer Kraftzwerg mit optimiertem System und einer angenehm entschlackten Oberfläche.

In puncto Akustik muss man allerdings Defizite hinnehmen, die aber zum Teil der Wasserdichtigkeit geschuldet sein dürften. Bei der Kamera hat man sich dann aber doch wieder verleiten lassen, der großen Zahl am Spec-Sheet den Vorzug zu geben. 23 Megapixel klingt zwar bombastisch, aber auch Fotos im XXL-Posterformat können auch einfach nur durchschnittlich schön aussehen.

Für das insgesamt trotzdem gute Paket in handlichem Format muss man allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen. Wenn das Handy im Oktober offiziell auf den Markt kommt, wird es ohne Vertrag 550 Euro kosten. (Georg Pichler, derStandard.at, 5.10.2015)

Testfotos

Link zur Originaldatei
Foto: derStandard.at/Pichler
Link zur Originaldatei (8-MP-Modus, HDR)
Foto: derStandard.at/Pichler
Link zur Originaldatei
Foto: derStandard.at/Pichler
Link zur Originaldatei
Foto: derStandard.at/Pichler
Link zur Originaldatei (Frontkamera)
Foto: derStandard.at/Pichler
Link zur Originaldatei (Abend, Kunstlicht)
Foto: derStandard.at/Pichler