Eine Burg von Auto. Das ist eine der ersten Empfindungen bei der Annäherung an den neuen XC90. Und auch eine der letzten. Dazwischen liegen folgende Beobachtungen.

1.) Design: Klar ein XC90, ebenso klar was ganz Neues. Thomas Ingenlath, Chefdesigner mit VW-Konzern-Wurzeln, gelang es mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit, Volvos SUV-Flaggschiff ein modernes, aber nicht marktschreierisch modisches Gepräge zu verleihen. Der Unterschied liegt in der Haltbarkeit: An modisch sieht man sich schnell satt, an modern wie hier noch in Jahren nicht. Das glückte schon dem Vorgänger, das wird sich in zweiter Generation – in all seiner kühlen Sachlichkeit ein großer Wurf – wiederholen. Ein Wurf auch, der für die nächsten Volvos enorme Erwartungshaltung aufbaut.

Foto: Andreas Stockinger

Mächtiger, selbstbewusster Grill. LED-Leuchteinheiten mit Liebe zum Detail und leiser Extravaganz (mittiger Tagfahrlichtbalken). Hinten die Haifischflossen-Rückleuchten so neu interpretiert, quasi als Rahmung der Heckklappe, dass man denkt: Hoppla, aus dem ausgelutschten Motiv ist ja noch was rauszuholen. Innen Leder und Metalle erlesen geschmackvoll kombiniert, formvollendet, in traditionell kühler Sachlichkeit, womit wir zu

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2.) Bedienkonzept kommen: Hier wählt Volvo einen radikalen Neuansatz. Die wichtigsten Funktionen sind im Lenkrad untergebracht, Tempo und aktuelles Tempolimit per HUD (Head-up-Display) auch gleich in Sichtachse, dazwischen gegebenenfalls die Navi-Infos. Der Rest – Navi-Einstellung, Medien, Telefon, Fahrzeugstatus, Klima – harrt der Bedienung am hochgestellten Tablet. Anders als zunächst gedacht, gewöhnt man sich tatsächlich daran, da alles schlüssig geordnet und großformatig angelegt ist, sodass ein im Fahrbetrieb schwankender Finger dann doch meist das Gewünschte ertapscht.

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3.) Fahrbetrieb: Das satte Gefühl von Sicher- und Geborgenheit, das Burghafte, setzt sich hier fort. Für einen Riesen dieser Art fährt er sich recht agil, sehr komfortabel in der angenehm straffen Grundeinstellung, nur kurze Stöße quittiert er mit leichtem Hang zum Poltern. Erkennbar angeschärft gibt sich der Dynamic-Modus, und da wir schon dabei sind: Eco, Off Road und Individual wären die restlichen Anwahlstationen.

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D5 steht für den hochmodernen, kraftvollen, effizienten Top-Diesel. Trotz Hitzewelle – in Rilkes Worten: "Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß" – und Klimaanlage im Hochbetrieb schlug der XC90 nicht über die Stränge, 8,5 l / 100 km ergaben sich im Testbetrieb. Gut dazu passt die 8-Gang-Automatik von Aisin, rasch und sanft wechselt sie die Gänge.

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4.) Alltagsnutzen: groß.

5.) Sicherheit: Mit "Volvo eben" ist schon alles gesagt.

6.) Fazit: grandioser Neubeginn nach der Ford-Ära. Mit dem XC90 begegnet Volvo der Konkurrenz auf Augenhöhe, auch beim Premiumanspruch. Kommentar Georg Trakl (Verklärter Herbst): "Gewaltig endet so das Jahr." (Andreas Stockinger, 28.09.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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