Brüssel – Für eine Lösung des Syrien-Konflikts hält die deutsche Kanzlerin Angela Merkel auch Gespräche mit Syriens Staatschef Bashar al-Assad für nötig. "Es muss mit vielen Akteuren gesprochen werden, dazu gehört auch Assad", sagte Merkel in der Nacht zum Donnerstag beim EU-Sondergipfel zur Flüchtlingskrise in Brüssel. Es müssten aber auch andere Akteure der Region einbezogen werden, darunter der Iran und Saudi-Arabien.

Der Bürgerkrieg in Syrien ist eine der Hauptursachen für die europäische Flüchtlingskrise. Millionen Menschen sind deshalb in den vergangenen Jahren in Nachbarländer geflohen und machten sich angesichts der anhaltenden Gewalt in ihrer Heimat und der schlechten Versorgungslage in den überfüllten Flüchtlingslagern Richtung Europa auf.

Russland hat den von Merkel ins Spiel gebrachten Dialog mit Assad begrüßt. Die Haltung der Kanzlerin entspreche der Position Moskaus, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge.

Schulz: Zusammenarbeit mit Assad nicht ausgeschlosen

Zuvor hatte sich schon EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zum Thema geäußert. Der deutsche Sozialdemokrat schließt eine Koalition zur Beendigung des Bürgerkriegs unter Teilnahme von Assad nicht aus. "Ich hoffe, dass sich alle, die ein Interesse daran haben, den Bürgerkrieg zu beenden, zu einer Koalition zusammenschließen, die eine Zukunft für das syrische Volk sucht", sagte er am Mittwoch. "Ob das mit Assad sein wird, wird man sehen." Wichtiger sei jedoch, dass eine solche Koalition unter Einbeziehung Russlands gebildet werde, sagte Schulz am Rande des EU-Sondergipfels zur Flüchtlingskrise.

Verhandlungen mit Assad gelten als umstritten, da seine Truppen für den Großteil der Toten in dem seit viereinhalb Jahren andauernden Konflikt verantwortlich gemacht werden. Immer mehr Staaten plädieren inzwischen jedoch für Gespräche. Auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) forderte das zuletzt. Die USA betonen hingegen, dass es keine dauerhafte Friedenslösung mit Assad geben könne. (APA, Reuters, 23.9.2015)