Er ist der Kopf der Ägina-Gang – des Zirkels der griechischen Linkspartei Syriza, die auf der Insel im Saronischen Golf vor Athen ihre Ferienhäuser hat und über das Kapital und die Transformation der Wirtschaft nachdachte, bis es dann eines Tages tatsächlich mit dem Regieren ernst wurde. Alekos Flambouraris, der 73-jährige Bauingenieur, soll ein paar Häuser auf Ägina haben. Eines davon nutzt Alexis Tsipras, sein politischer Ziehsohn.

Flambouraris plagt sich gerade mit unschönen Vorwürfen, einer Schmutzkampagne, wie er sagt – doch in die neue Regierung von Alexis Tsipras ist er wieder als Minister für das große Ganze eingezogen. Sein Ressort heißt "Regierungskoordination". Tatsächlich aber ist er fürs Emotionale da: Flambouraris ist die väterliche Figur hinter dem jungen Premier. Seine Berufung wie die einiger anderer Getreuer ins Kabinett zeigt, wie Tsipras und Syriza funktionieren: mit Männerfreundschaften, über Jahre geschmiedet in ZK-Sitzungen und Tavernen.

Der in Athen geborene Flambouraris ist ein alter Freund der Tsipras-Familie. Mit Pavlos Tsipras, dem Vater des heutigen Premiers und ebenfalls ein Bauingenieur, machte er gemeinsam Geschäfte. Den jungen Tsipras nahm er unter seine Fittiche und half ihm aufsteigen: vom linken Studentenpolitiker über den Bürgermeisterkandidaten in Athen 2006 bis zum Parteichef 2008. Denn auch Alekos Flambouraris hatte neben dem Bauen noch eine Passion: den Kommunismus.

Flambouraris engagierte sich früh in der Lambrakis-Jugend, so benannt nach dem linken, 1963 ermordeten Pazifisten Grigoris Lambrakis. Er war Mitglied der KKE, Griechenlands kommunistischer Partei, und folgte den Dissidenten, die sich nach dem Einmarsch der Sowjetarmee in Prag 1968 abspalteten und die "innere KKE" in Griechenland gründeten, eine eurokommunistische Partei. Flambouraris war wie viele der älteren heutigen Syriza-Mitglieder im Widerstand gegen die Junta. Als sie im Mai 1974 fiel, wurde Alexis Tsipras erst geboren.

Er studierte Bauingenieurwesen, zuerst an der Universität von Graz, später in Thessaloniki. Seine Firma Diatmisi macht ihm heute Probleme: Im November 2014, vor dem ersten Wahlsieg von Syriza, gewann sie eine öffentliche Ausschreibung. Unterschrieben wurde der Vertrag erst, als Flambouraris schon Minister war. Er habe zu diesem Zeitpunkt bereits die Firma abgegeben, sagt Flambouraris. Schön sieht es trotzdem nicht aus. (Markus Bernath, 23.9.2015)