Athen – Die neue Regierung von Alexis Tsipras in Griechenland steht wegen einer umstrittenen Personalbesetzung in der Kritik. Dimitris Kammenos von den rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen (Anel), der nun als Vize-Infrastrukturminister angelobt worden ist, wurden über soziale Netzwerke am Mittwoch antisemitische Äußerungen zum Vorwurf gemacht.

Kammenos, ein nicht verwandter Namensvetter von Unabhängige-Griechen-Parteichef Panos Kammenos, hatte im Juni mit einer Fotomontage auf seiner Facebook-Seite für Empörung gesorgt. Dort hatte er auf einem Foto vom Eingangstor des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz den NS-Spruch "Arbeit macht frei" ersetzt durch die Worte "Wir bleiben in Europa". So lautete das Motto tausender Griechen bei Protesten in jenen Wochen.

Kammenos spricht von "Missverständnis"

Der Zentralrat jüdischer Gemeinden zeigte sich empört und erklärte, das Bild "trivialisiere in der schlimmsten Art das Schild an den Toren von Auschwitz", berichtete die Zeitung "Kathimerini". Daraufhin habe sich Kammenos entschuldigt und von einem "Missverständnis" gesprochen. Auf seiner Facebook-Seite habe er weiters erklärt, der Vergleich sei unangebracht gewesen, allerdings erlebe sein Land einen "wirtschaftlichen Holocaust".

Laut der konservativen "Kathimerini" hatte Kammenos bereits in der Vergangenheit unter seinem Twitter-Pseudonym "@PortaPorta" antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet. So soll er gestreut haben, hinter den Attacken vom 11. September 2001 stehe Israel und jüdische Angestellte in den Bürogebäuden seien vorgewarnt worden.

Auch homophobe Äußerungen

Zudem soll Kammenos über Facebook und Twitter wiederholt andere rassistische und homophobe Kommentare gemacht haben. Seine Konten auf den beiden Netzwerken wurden nach seiner Ernennung zum Regierungsmitglied deaktiviert.

Die Unabhängigen Griechen, denen Kammenos angehört, sind eine Abspaltung der konservativen Neuen Demokratie. Die Rechtspopulisten traten nach der Wahl im Jänner in eine Koalition mit der Linkspartei Syriza ein. Nach dem Urnengang am Sonntag verständigten sich die beiden Parteien rasch auf eine Neuauflage des Bündnisses. (APA, 23.9.2015)