Wien – Die Junge ÖVP macht auf alt und verzichtet im Wahlkampf auf Gags wie das Geilomobil, mit dem Außenminister und JVP-Chef Sebastian Kurz vor fünf Jahren die Wien-Wahl aufmischen wollte. Deutlich erwachsener wirkt Jungkandidatin Elisabeth Olischar, sie weicht keinen Millimeter von der von Manfred Juraczka vorgegebenen Parteilinie ab.

Die 27-Jährige kandidiert an prominenter Stelle. Auf der Landesliste ist sie die Nummer zwei hinter Parteichef Juraczka. Die Platzierung der jungen Döblingerin soll bei alteingesessenen ÖVPlern nicht nur auf Zustimmung gestoßen sein, vor allem wenn diese auf schwer wählbare Plätze verwiesen wurden. Das will Olischar aber nicht stehenlassen. "Das ist ja nicht über Nacht passiert, ich bin seit zehn Jahren bei der ÖVP". Sie habe gute Erfahrungen mit altgedienten Politikern gemacht wie mit Adi Tiller, dem Bezirksvorsteher in ihrem Heimatbezirk, wo Olischar Bezirksrätin ist. Tiller ist der längstdienende Bezirksvorsteher. Er übernahm 1978 den Bezirk, zehn Jahre, bevor Olischar geboren wurde.

Olischar ist Listenzweite der Wiener Schwarzen. Sie sieht ihre Partei nicht als Stiefkind der Bundes-ÖVP.
Foto: Der Standard/Von Usslar

Was Olischar in Wien stört, ist die schlechte Vernetzung der Außenbezirke, wie die Verbindung zwischen Krottenbachtal und Pötzleinsdorf. Auch innerhalb Döblings gebe es tote Winkel, deswegen wurde für den 39A eine Teststrecke errichtet, damit Sievering und Neustift besser miteinander verbunden sind. Der Bus fährt teilweise über die Agnesgasse hinaus. Auch die bessere Vernetzung mit dem Umland ist Olischar ein Anliegen. Deswegen hat sie die U4 gewählt: Sie wünscht sich eine Verlängerung bis nach Klosterneuburg, die vorhandenen S-Bahnen und Regionalzüge seien nicht schnell genug.

Olischar hat an der TU Raumplanung studiert, arbeitete im Team von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP), seit September ist sie Projektassistentin im Consultingbereich. Mobilität und Nachhaltigkeit sind ihr wichtig, diese Themen will sie auch im Wiener Gemeinderat vertreten. Ob Umweltpolitik in der ÖVP Wien überhaupt Platz habe, die sich vor allem für Autofahrer starkmacht? "Verkehrspolitik endet für mich nicht beim Radlfahren", sagt Olischar. Es müsse auch möglich sein, sich mit dem Auto zu bewegen, wenn man das wolle. Für sie liegt die Lösung in der Förderung von Elektroautos. Sie seien nicht nur weniger belastend für die Umwelt, sondern auch für die Bewohner, weil sie weniger Lärm produzieren, ist die junge Bezirksrätin überzeugt.

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Den schwierigen Stand der Wiener Schwarzen sieht sie naturgemäß nicht so pessimistisch wie Meinungsumfragen. Die Partei sei nicht das Stiefkind der Bundespartei. Mit Sebastian Kurz haben sie einen prominenten Unterstützer innerhalb der Bundesregierung. An seinem diplomatischen Geschick orientiert sich Olischar, wenn es um mögliche Koalitionen in Wien geht. Mit allen reden, niemanden ausschließen, es gehe darum, mit welcher Partei man ein gemeinsames Programm finden könne, nicht um ideologische Gräben. Auch mit der FPÖ? "Wenn Lösungen kommen, kann man darüber diskutieren".

Streitfall Mariahilfer Straße

Das Projekt, das Olischar am meisten in der Wiener Stadtpolitik kritisiert, ist die Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße. Im Planungsprozess sei viel falsch gelaufen, weil Anrainer erst im Nachhinein und Geschäftsleute gar nicht befragt worden seien, beide hätten besser eingebunden gehört. Olischar fehlen Querungsmöglichkeiten und Grün. "Es wurden zwar Bäume gepflanzt, aber wenn dort niemand fahren darf, hätte man auch Grünflächen errichten können, statt zu betonieren".

Olischars Wahlziel ist ambitioniert und bescheiden zugleich. Sie will bloß ein besseres Ergebnis erreichen als bei der letzten Wien-Wahl 2010, als die ÖVP auf 13,9 Prozent kam. (Text: Marie-Theres Egyed, Video: Maria von Usslar, 23.9.2015)