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Die einen müssen sterben, damit die anderen überleben können.

Foto: AP Photo / Wong Maye-E

Sydney – Australische Behörden gehen im Südwesten des Landes wieder gegen eine Koala-Plage vor. Schwache oder kranke Tiere werden getötet, um die gesunden Beuteltiere vor dem Verhungern zu retten. Dafür sind Parkranger in den Wäldern der Region Cape Otway südwestlich von Melbourne im Einsatz.

Am ersten Tag der zweiwöchigen Maßnahme seien 48 Koalas untersucht und sechs davon eingeschläfert worden, sagte der Einsatzleiter Jim O'Brien am Dienstag. Sie seien zu schwach gewesen, um in freier Wildbahn überleben zu können.

20 Tiere pro Hektar

"Es ist tragisch und wir fühlen uns deswegen furchtbar, aber wir müssen es machen, damit die anderen Koalas überleben können", sagte ein leitender Parkranger aus dem Umweltministerium im Bundesstaat Victoria. Inzwischen leben Behördenangaben zufolge in der Region etwa 20 Koalas pro Hektar. Normal sei ein Tier pro Hektar.

Die Koalas haben die Blätter der von ihnen bevorzugten Eukalyptus-Bäume in der Region abgegrast, viele Tiere drohen zu verhungern. Generell können Koalas nach Angaben des örtlichen Zentrums für Umweltschutz Blätter von bis zu 20 verschiedenen Eukalyptus-Arten fressen. In dem betroffenen Gebiet ernährten sich die Tiere jedoch nur von einer Baumart. Damit vernichteten sie ihre Futterquelle, wie eine Sprecherin des Zentrums sagte.

Bei dem jetzigen Einsatz werden kranke Koalas eingeschläfert, Weibchen bekämen Verhütungsmittel, wie die Behörden mitteilten. Etwa 40 Tiere sollten umgesiedelt werden. In Cape Otway wurden in den vergangenen zwei Jahren bereits etwa 700 Koalas getötet. Derzeit leben noch ungefähr 1.000 Tiere dort, wie O'Brien berichtete.

Koala gilt als Schädling

Seit 2001 steht der Koala (Phascolarctos cinereus) auf der offiziellen australischen Liste regionaler Schädlinge – in der Gesellschaft von Termiten, gefräßigen Seesternen und dem fleischfressenden Eisvogel Kookaburra (Lachender Hans).

Die Koalas waren in den 1980er-Jahren in der Region im Südwesten angesiedelt worden. Buschbrände und natürliche Feinde gab es nicht, die Population explodierte. Ganz anders ist die Situation an der Ostküste Australiens: Dort brechen die Koala-Zahlen dramatisch ein, vor allem in Queensland und New South Wales. Durch die Ausbreitung von Küstenstädten wie Sydney und Brisbane geht viel Vegetation verloren, zahlreiche der langsamen Tiere werden zudem von Autos überfahren. (APA, 22.9.2015)