Kiew/Wien – Die Uniqa-Versicherung will sich weiter von Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft zählen, trennen. Der Medienbereich, Hotels oder einzelne Immobilien wurden bereits abgegeben, der Anteil an den Casinos Austria steht zur Disposition. Novomatic habe ein gutes Angebot gemacht, man werde sehen, wie die rechtliche Situation ausschaut, sagte Uniqa-Konzernchef Andreas Brandstetter bei einer Pressereise in Kiew, wo die Versicherung seit 2006 vertreten ist und zum Marktführer avancierte.

Mit der Beteiligung an der Strabag sei man sehr zufrieden, langfristig hänge das Uniqa-Engagement davon ab, was Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner bis 2017 vorhabe.

Umgekehrt stieg die Uniqa-Tochter PremiQaMed im Sommer mehrheitlich bei der Wiener Privatklinik Goldenes Kreuz ein. Das Goldene Kreuz war im vergangenen Jahr aufgrund von Steuerschulden in finanzielle Schieflage geraten und musste ein Sanierungsverfahren anmelden. In Wien betreibt die Versicherung bereits die Privatklinik Döbling und die Confraternität-Privatklinik.

Digitale Konkurrenten vor der Tür

Brandstetter, der seit 2011 Konzernchef ist, sieht die Versicherungsbranche vor großen Herausforderungen. Vor der Tür stünden "digitale" Konkurrenten wie Google, Amazon oder die Automotives, die allesamt vielleicht einmal Versicherungspolizzen verkaufen, aber als Akteure schneller und effizienter sein könnten – vor allem aber über genügend Kundendaten verfügten. Deshalb sei die Digitalisierung die neue Herausforderung für die Branche. Auch neue Vertriebswege würden sich im nächsten Jahrzehnt auftun, neben Online auch Multichannel. Mit Porsche Salzburg ging man eine Partnerschaft in mehreren Ländern ein.

Ebenso gebe es etwa auch mit Hartlauer für Brillen eine Kooperation mit Blick auf die Krankenversicherung. "White-Label-Produkte werden künftig vielleicht vice versa angeboten, da wird sich viel ändern", meinte Brandstetter.

Bereits 60 Prozent der Kunden und 21 Prozent der Konzernprämien der Uniqa, die in Osteuropa erst 2005 und damit relativ spät eingestiegen ist, kommen inzwischen aus dieser Region. Anders als die Vienna Insurance Group, die mit mehreren Marken im Osten vertreten ist, setzt die Uniqa auf die Einmarkenstrategie – mit Ausnahme von Russland, wo sie unter über die Bankschalter vertrieben wird.

Mit ihrem Engagement auf den CEE-Märkten bleibt die Uniqa auf Expansionskurs und schreibt dort auch fast durchwegs Gewinne, selbst in politisch schwierigen Märkten wie Ukraine und Russland. Zukäufe stehen derzeit allerdings nicht an.

Ukraine als Wachstumsmarkt

Marktführerin ist die Uniqa in Albanien, im Kosovo und der Ukraine, in Bosnien und Montenegro ist sie die Nummer zwei und in Mazedonien drittgrößter Player. Die Ukraine, wo man Marktführer ist, spielte im Halbjahr über sechs Mio. Euro Gewinn ein, seit dem Markteintritt hat sich das Geschäftsvolumen der Uniqa versechsfacht, jenes der gesamten Branche nur verdoppelt. Der Markt im Land entfällt zu 90 Prozent auf die Sachversicherung, nur zu zehn Prozent auf Leben.

Die Zahl der Mitarbeiter wuchs in der Zeit von 612 auf 935 Menschen. Mehr als verdoppelt – von 42 auf 98 – hat sich die Zahl der Niederlassungen, trotz Schließungen durch den Konflikt im Osten des Landes. Ihr Geschäft in der Ukraine hat die Uniqa mittlerweile breiter aufgestellt – war man anfangs fast ganz auf Firmenkunden konzentriert, gibt es samt Retail-Endkunden und Bankassurance ungefähr eine Drittelaufteilung. Über 92 Prozent hält man an der Ukraine-Tochter, das soll vorerst auch so bleiben. Die restlichen Anteile sind in privaten Händen ukrainischer Geschäftsleute, die auch operativ in der Versicherung tätig sind. (Claudia Ruff, 21.9.2015)