Sport aktiviert Stoffwechselvorgänge im Gehirn, die für die Hirnplastizität sowie Lern- und Erinnerungsleistungen entscheidend sind. Diese Faktoren wirken präventiv gegen neurologische und psychiatrische Erkrankungen, worauf Experten anlässlich einer Fachtagung zur Sporternährung in Wien aufmerksam machen. Bewegung sollte deshalb möglichst früh in den Alltag integriert werden.

Besonders in jungen Jahren trägt der regelmäßige Sport zu einer gesunden Entwicklung bei, ist Barbara Prüller-Strasser, die wissenschaftliche Leiterin des Fachtages, überzeugt. Geist und Gehirn würden stimuliert werden. Und die Sauerstoffversorgung nehme bei mittleren Belastungen bereits um bis zu 30 Prozent zu, was auch den Transport biochemischer Substanzen fördere. "In Abhängigkeit von Belastungsart, Dauer und Intensität kommt es etwa zur Ausschüttung von Wachstumsfaktoren, was sich wiederum auf die Plastizität des Gehirns auswirkt", erklärt Prüller-Strasser.

Verbesserte Lernfähigkeit

"Dass dabei auch Neurotransmittersysteme relevant sind, legen einzelne Studien nahe", sagt die Expertin. Zu diesen stimmungsbeeinflussenden Substanzen zählen vor allem Dopamin und Serotonin. Diese Effekte haben vor allem für die Lernfähigkeit eine besondere Bedeutung. Das gilt nicht nur für die kindliche Entwicklung, sondern auch für das Erwachsenenalter.

Durch die körperlichen und kognitiven Aktivitäten angeregt können Stammzellen im Hippocampus – jener Teil in den beiden Gehirnhälften, der für wichtige Funktionen des Gedächtnisses und die Entstehung neuer Gehirnzellen zuständig ist – lebenslang neue Nervenzellen produzieren. "Bewegung führt dazu, dass sich nach einem kognitiven Stimulus mehr Neuronen in einer Lernsituation beteiligen. So kann Sport vor geistigen Aktivitäten Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit verbessern", sagt Prüller-Strasser.

Abwehrkräfte stärken

Aber nicht nur die Leistungsfähigkeit des Gehirns, sondern auch die Funktion des Immunsystems wird durch regelmäßige Bewegung beeinflusst. "Sportliche Aktivitäten können zu einer Stärkung der Abwehrkräfte maßgeblich beitragen" erklärt der Innsbrucker Biochemiker Dietmar Fuchs.

Für eine Lebensstiländerung sei es nie zu spät, meinte Barbara Prüller-Strasser. Eine kürzlich publizierte Studie habe gezeigt, dass Senioren mit einer milden kognitiven Störung von einem – allerdings sehr intensiven – Bewegungsprogramm enorm profitieren können. "Da ist es mit Spazierengehen nicht getan, hier wurde ein Belastungsreiz mittels Krafttraining gesetzt."

Zusätzlich erhielten die Patienten eine umfassende Ernährungsberatung: viel Obst, Gemüse, Fisch, Vollkorn, Fette mit hohem Anteil an Omega-3-Fettsäuren, wenig Zucker und Salz. Innerhalb von zwei Jahren konnte die kognitiver Leistungsfähigkeit der Senioren im Schnitt um 25 Prozent gesteigert werden, erzählte Prüller-Strasser. Die Exekutivfunktionen wurden um 83 Prozent, die Verarbeitungsgeschwindigkeit sogar um 150 Prozent erhöht. (APA, 18.9.2015)