Die Sculptor-Zwerggalaxie ist ein nahegelegener Nachbar der Milchstraße. Aufgenommen wurde das Bild mit der Wide Field Imager-Kamera, die am 2,2-Meter-MPG/ESO-Teleskop am La Silla-Observatorium der ESO installiert ist.

Foto: ESO

Karte des lichtschwachen südlichen Sternbilds Bildhauer (Sculptor). Sterne, die in einer klaren, dunklen Nacht mit bloßem Auge sichtbar sind, sowie die Lage der Sculptor-Zwerggalaxie (roter Kreis), sind eingezeichnet.

Foto: ESO/IAU and Sky & Telescope

Garching – Die Sculptor-Zwerggalaxie (nicht zu verwechseln mit der deutlich helleren Sculptor-Galaxie NGC 253) ist eine kugelförmige (spheroidale) Zwerggalaxie und zählt zu den vierzehn bekannten Begleitgalaxien, die die Milchstraße umkreisen. Angesiedelt ist sie in der Nähe des weitreichenden Halos der Milchstraße, ein kugelförmiger Bereich, der sich bis jenseits der Spiralarme unserer Galaxis erstreckt.

Wie ihr Name schon erahnen lässt, befindet sich die Zwerggalaxie im südlichen Sternbild Bildhauer und ist von der Erde etwa 280.000 Lichtjahre entfernt. Trotz ihrer räumlichen Nähe wurde die Galaxie aufgrund ihrer nur schwach leuchtenden und weit über den Himmel verstreuten Sterne erst 1937 entdeckt.

Hinweise auf Sternenalter

Obwohl sie am Himmel nur schwer auszumachen ist, zählte die Sculptor-Zwerggalaxie zu den ersten lichtschwachen Zwerggalaxien, die man gefunden hat und die die Milchstraße umkreisen. Man geht davon aus, dass die Milchstraße, wie alle großen Galaxien, aus einer Ansammlung kleinerer Galaxien in den frühen Tagen des Universums entstanden ist. Wenn manche dieser kleinen Galaxien bis heute noch vorhanden sind, sollten sie inzwischen viele sehr alte Sterne enthalten.

Da das Licht der Sterne aus der Sculptor-Zwerggalaxie nur Hinweise auf geringe Mengen schwerer chemischer Elemente liefert, können Astronomen daraus das Alter dieser Sterne bestimmen. Schwere Elemente sammeln sich in Galaxien durch die zunehmende Zahl an aufeinanderfolgenden Sterngenerationen an. Der niedrige Gehalt an schweren Elementen ist somit ein Hinweis darauf, dass das Durchschnittsalter der Sterne in der Sculptor-Zwerggalaxie sehr hoch ist.

Wichtiges Forschungsobjekt

Die hohe Anzahl alter Sterne macht die Galaxie zu einem wichtigen Zielobjekt bei der Erforschung der frühesten Phasen der Sternentstehung. In einer aktuellen Studie fassten Astronomen alle verfügbaren Daten zusammen und erstellten daraus die für eine spheroidale Galaxie bisher genaueste Darstellung der Sternentstehungsgeschichte.

Diese Untersuchung brachte zwei unterschiedliche Gruppen an Sternen in der Galaxie zutage: Die erste, vorherrschende Gruppe besteht aus der älteren Population, die nur wenige schwere Elemente aufweist. Die zweite, kleinere Population ist im Gegensatz dazu reich an schweren Elementen. Diese jungen Sterne sind hauptsächlich im Kern der Galaxie zu finden.

Da die meisten Sterne der Zwerggalaxie räumlich voneinander getrennt waren und sich seit Milliarden von Jahren nicht gegenseitig beeinflusst haben, weist jede Ansammlung an Sternen eine eigenen evolutionären Verlauf auf; für ein näheres Verständnis der Entwicklung von Galaxien ein wichtiger Anhaltspunkt. (red, 19.9.2015)