Wien – Die bereits durchgesickerte Kritik des Rechnungshofs an der Führung des Truppenübungsplatzes Allentsteig liegt nun offiziell vor. In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht geht es um Mängel in der Organisation, in forstlichen und jagdlichen Belangen sowie bei der Auslastung von Schießanlagen und Unterkünften. Das Verteidigungsministerium verspricht Verbesserungen.

Überprüft wurde die wirtschaftliche und militärische Aufgabenerfüllung von 2008 bis 2013. In dieser Zeit wurde die örtliche Heeresforstverwaltung in den Truppenübungsplatz integriert, und zwar in einer Art und Weise, die dem Rechnungshof äußerst kritikwürdig erscheint.

Kostenrechnung nicht auf Wirtschaftsbetrieb ausgelegt

Nach der Integration "waren die organisatorischen Rahmenbedingungen mangelhaft, die Kosten und Leistungsrechnung war nicht auf einen Wirtschaftsbetrieb ausgelegt, und die Aufgabenerfüllung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen des Truppenübungsplatzes, die keine militärischen Kernaufgaben darstellten, war mangelhaft", heißt es.

Die Kosten- und Leistungsrechnung nach der Eingliederung im Jahr 2013 sei trotz Ausgaben von 13,4 Millionen Euro und Einnahmen von 3,4 Millionen Euro nicht auf einen Wirtschaftsbetrieb ausgelegt gewesen. Ein- und Auszahlungen konnten nicht den einzelnen Bereichen (zum Beispiel Forst, Jagd, Landschaftspflege, Landwirtschaft, Steinbruch) zugeordnet werden. Das Ministerium "setzte trotz insgesamt negativem Saldo keine geeigneten zahlenbasierten Steuerungsmaßnahmen".

Zu geringe Auslastung der Anlagen

Eine bundesweite Gesamtplanung der Schieß- und Übungstätigkeiten zur Verbesserung der Auslastung fehlte. In Allentsteig wurden die entsprechenden Anlagen an 56 Arbeitstagen pro Jahr nicht genutzt. Die Mannschaftsunterkünfte waren nur zu 34,2 Prozent genutzt, die Kader- und Gästeunterkünfte zu 55,5 Prozent.

Weitere Mängel ortet der Rechnungshof beim Forstmanagement, bei Landwirtschaft und Landschaftspflege, im Bereich der Jagd, aber auch bei Personalverwaltung und im Kraftfahrwesen. Insgesamt gibt er dem Ministerium 40 Empfehlungen für Verbesserungen mit.

Ministerium kündigt Neuregelung der Führungsstruktur an

Das Verteidigungsministerium reagierte mit dem Versprechen, ein Projekt zur Reorganisation des Übungsplatzes zu starten. "Dieses Projekt sieht klare Aufträge und einen eindeutigen Zeitraum zur Bearbeitung vor. Es soll die Grundlagen für einen zweckmäßigen und effizienten Betrieb legen", hieß es in einer Aussendung.

Neu regeln will man die Führungsstruktur, das Rechnungswesen, die Kosten- und Leistungsrechnung, das forstliche "Operat", die Pachtverträge, den Managementplan, die Abschusspläne, die Jagd- und Pirschbezirke sowie die Riegeljagden. Die Holzschlägerungsleistungen sollen auf Jahres- beziehungsweise Rahmenabrufverträge umgestellt werden. "Mit diesen Maßnahmen wird eine wirtschaftliche und nachhaltige Bewirtschaftung sichergestellt und der Kritik des Rechnungshofs Rechnung getragen", hieß es. (APA, 17.9.2015)