Wenn man übergewichtig ist, scheint sich das Risiko zu erhöhen, an einer bestimmten Form von Hirntumoren – Meningeomen – zu erkranken. Diesen Schluss legt eine groß angelegte Untersuchung von Gesundheitsdaten und -studien nahe, die jetzt von Regensburger Forschern durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in der renommierten Fachzeitschrift "Neurology" veröffentlicht.

"Das ist eine bedeutende Entdeckung, da wir erst wenige Risikofaktoren für die Erkrankung an Meningeomen identifiziert haben. Und die Risikofaktoren, die wir bislang kennen, lassen sich nicht beeinflussen", erklärt Gundula Behrens. Sie hat die Studie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg betreut. "Wenn man die starke Verbreitung von Adipositas und die ungünstige Prognose für Meningeom-Patienten berücksichtigt, dürften unsere Ergebnisse für die Entwicklung neuer Strategien zur Verringerung des Risikos zur Erkrankung an dieser gefährlichen Form von Hirntumoren bedeutsam sein."

Datenmaterial aus 12 Studien

Fünf bis acht Personen von 100.000 erkranken jedes Jahr ein einem Meningeom. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt dabei bei lediglich 63 Prozent. Die Meta-Untersuchung der Regensburger Wissenschaftler umfasste Gesundheitsdaten und -studien zum Body-Mass-Index (BMI), zur körperlichen Aktivität und zu den beiden Hirntumor-Typen Meningeom und Gliom. Meningeome und Gliome sind die häufigsten Formen von Hirntumoren bei Erwachsenen. Insgesamt wurde das Datenmaterial aus 12 Studien einbezogen, darunter 2.982 Fälle mit Meningeom- und 3.057 Fälle mit Gliom-Erkrankung. Die Analysen ergaben, dass für Personen mit Übergewicht eine um 21 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit vorliegt, in ihrem Leben an einem Meningeom zu erkranken.

Für adipöse Personen liegt die Wahrscheinlichkeit sogar um 54 höher. Übergewicht wurde dabei über einen BMI von 25 bis 29,9 definiert, Adipositas über einen BMI von 30 oder mehr. Zwischen einem erhöhten Körpergewicht und Erkrankungen mit einem Gliom, der ähnlich oft auftritt wie ein Meningeom, aber eine noch schlechtere Prognose hat, konnte kein Zusammenhang hergestellt werden. Die Regensburger Studie deutet jedoch auf einen positiven Einfluss körperlicher Aktivität hin. So weisen die Personen mit dem höchsten Grad an körperlicher Aktivität ein um 27 Prozent geringeres Meningeom-Risiko auf als die "inaktivste" Personengruppe.

Überproduktion von Östrogenen

Behrens geht davon aus, dass – mit Blick auf die Verbindung zwischen Übergewicht und Meningeom-Erkrankungen – verschiedene biologische Prozesse eine Rolle spielen. So führt Übergewicht beispielsweise zu einer Überproduktion von Östrogenen, die wiederum die Entwicklung von Meningeomen fördern. Zudem ist Übergewicht mit einem hohen Insulinniveau im Körper verbunden, wobei auch Insulin das Wachstum von Meningeomen begünstigt. Die Regensburger Wissenschaftlerin betont allerdings auch, dass die neue Studie kein Nachweis dafür ist, dass Übergewicht oder fehlende körperliche Aktivität die Ursachen für eine Erkrankung mit Hirntumoren darstellen. Sie belegt nach Ansicht von Behrens nur eine Beziehung zwischen den Messkategorien "Übergewicht" oder "körperliche Aktivität" und der Häufigkeit der Erkrankungen. (red, 17.9.2015)