Den dritten Tag in Folge kam es Dienstagfrüh zu Krawallen auf dem Tempelberg in Jerusalem, wo Dutzende vermummte Palästinenser israelische Polizisten mit Steinen und Feuerwerkskörpern bewarfen. Die Polizei setzte Schreckgranaten ein.

Widersprüchliche Angaben gab es darüber, ob Polizisten auch ins Innere der Al-Aksa-Moschee vorgedrungen sind oder bloß Möbelstücke, Abfallkübel und Bretter beiseite räumten, mit denen Palästinenser den Eingang verbarrikadiert hatten. 26 Palästinenser und einige Polizisten wurden als leicht verletzt gemeldet.

Gegen Mittag war der Tempelberg auch für nicht-muslimische Besucher wieder geöffnet, während vermutlich junge Palästinenser noch immer in der Moschee verschanzt waren.

Die Erhitzung der Lage hat anscheinend mit dem jüdischen Neujahrsfest zu tun, das Sonntagabend begonnen hat und bis Dienstagabend andauerte. Für diese Zeit war auf dem Plateau, das Juden und Muslimen heilig ist, mit mehr nichtmuslimischen Besuchern als üblich zu rechnen.

Laut Polizeiangaben hatten Palästinenser in der Al-Aksa-Moschee Wurfgegenstände gehortet. Der Tempelberg wird seit 1967 von Israel kontrolliert, die Verwaltungshoheit wurde aber Jordanien überlassen, das sie wiederum der muslimischen Wakf-Stiftung übertragen hat. Eine seit Langem bestehende Vereinbarung sieht vor, dass Juden und andere Nicht-Muslime zwar durch einen gesonderten Zugang den Tempelberg betreten, dort aber keine Gebete verrichten dürfen.

Gegenseitiges Misstrauen

Manche religiöse Juden halten diese Regelung für ungerecht. Muslimische Funktionäre wiederum beobachten genau, ob Juden etwas tun, was als Gebet ausgelegt werden könnte – etwa singen oder mit geschlossenen Augen Worte murmeln.

Insbesondere wurden von der Islamischen Bewegung "Mourabitat" und "Mourabitoun" eingesetzt, also Wächterinnen und Wächter, die mit aggressiven Rufen und auch tätlich gegen jüdische Besucher vorgegangen sind. Diese Wächterorganisationen wurden erst vorige Woche durch die israelischen Behörden verboten.

Der jordanische König Abdullah, aus muslimischer Sicht Schirmherr des Tempelbergs, warnte Israel vor "weiteren Provokationen in Jerusalem", die Jordanien zwingen könnten, "Maßnahmen zu ergreifen". (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 15.9.2015)