Österreich könne mehr als 85.000 Flüchtlingsquartiere schaffen. Das Boot sei noch lange nicht voll. Und bis Monatsende würden auch die drei von jeher säumigen Bundesländer ihre Quoten endlich erfüllen.

Das sind starke Ansagen, die Christian Konrad bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Flüchtlingskoordinator macht. Und er scheut nicht davor zurück, auf seine Machtposition hinzuweisen: Wenn die Landeshauptleute ihm, dem einstigen Raiffeisen-Spitzenmanager und Organisator des "Sauschädelessens", etwas versprechen, dann würden sie sich daran halten. Konrad verlässt sich auf seine Kontakte und seinen Einfluss – zu Recht.

Ausreichen wird das aber nicht. Konrad wird auf viel Kooperationsbereitschaft angewiesen sein; wenn er etwa sagt, die Unterbringungsstandards müssten gesenkt werden. Als Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Sommer Ähnliches forderte, erntete sie Rücktrittsaufforderungen. Die Bauordnung ist Ländersache – Konrad wird dort Überzeugungsarbeit leisten müssen. Noch schwieriger wird es sein, die Hilfsorganisationen zu überreden, die befürchten, dass eine Senkung der Standards einer menschenunwürdigen Unterbringung Tür und Tor öffnen könnte.

Konrads Optimismus hängt aber auch mit dem bevorstehenden Wintereinbruch zusammen. Nicht nur er rechnet sich aus, dass weit weniger Flüchtlinge die dann noch gefährlichere Überfahrt über das Mittelmeer wagen werden. (Christa Minkin, 15.9.2015)